Wenn Kinder ihre Heimat
wählen könnten, würden sie wahrscheinlich nicht in Deutschland, sondern in den Niederlanden
leben. Deutschland ist "kinderunfreundliches Mittelmaß". Das hat die erste internationale
Vergleichsstudie von UNICEF gezeigt, die heute veröffentlicht wurde. 21 Industrieländer
wurden in sechs Bereichen geprüft. Deutschland landet auf Platz elf – geführt wird
die Tabelle von den Niederlanden, Schweden und Dänemark. Die Pressesprecherin von
UNICEF Deutschland, Helga Kuhn erklärt worauf es dieser Studie ankam: "Neu
ist zum einen, dass überhaupt mal umfassend untersucht wurde, wie ist die Lage der
Kinder in reichen Ländern? Nicht nur hinsichtlich der materiellen Lage oder hinsichtlich
einzelner Aspekte wie Gesundheit und Bildung, sondern wirklich umfassend in sechs
Dimensionen. Dazu gehört eben auch die eigene Einschätzung von Kindern und Jugendlichen.
Da ist ein wichtiges Ergebnis, dass wir feststellen müssen, dass die eigene Sicht
der Kinder offensichtlich zu wenig berücksichtigt wird und überhaupt Kinderpolitik
häufig für andere Dinge gemacht wird – als Mittel zum Zweck: um Renten zu sichern,
um Arbeitsmarktprobleme zu lösen. Aber das Wohlbefinden der Kinder hat man nicht genug
im Blick.“ Vor allem das Risko-Verhalten deutscher Jugendliche zeigt besorgniserregende
Ergebnisse: Deutschland liegt auf dem letzten Platz, wenn es darum geht „Wieviele
Jugendliche rauchen?“ Soll heißen: Nirgends rauchen so viele unter 15-Jährige wie
in Deutschland. Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz beim Thema Alkoholmissbrauch.
Außerdem, so Helga Kuhn: "Deutschland liegt auch auf einem erschreckenden letzten
Platz, wenn es um die Kommunikation in den Familien geht. Also das zeigt auch ein
bisschen die Bandbreite auf, die man angehen muss. Deutschland ist 'nur' Mittelmaß
- und zwar in allen Bereichen. Wenn man den Anspruch hat, dass Deutschland doch als
führende Wirtschaftsnation auch seinen Kindern einen führenden Platz sichern muss,
wenn Deutschland da nicht mehr tut, dann setzt es die eigene Zukunftssicherheit aufs
Spiel.“ Diese Studie soll aufwecken, erklärt die Pressesprecherin von UNICEF
Deutschland, Helga Kuhn. Deshalb seien die Forderungen deutlich: "Für Deutschland
ganz wichtig ist: Man muss mehr tun im Bereich frükindlicher Föderung – hier ist Deutschland
Schlusslicht. Und es geht darum, dass man Kinderpolitik macht, weil man sich um das
Wohlbefinden der Kinder kümmern und deren Lage verbessern will. Deshalb sollte man
das Kinderrecht in die Verfassung aufnehmen, um ein politisches Signal zu setzten.“ (rv
14.02.07 sis)