Nach wochenlangen
Protesten gegen die neue Regierung hat Guineas Präsident Lansana Conté den Belagerungszustand
über das westafrikanische Land ausgerufen und das Kriegsrecht verhängt. Die hohe Zahl
an Opfern und die schweren Schäden seit Beginn der sozialen Unruhen am 10. Januar
zwängen ihn zu dieser Maßnahme, sagte Conté gestern Abend in einer von Fernsehen und
Radio verbreiteten Erklärung. Die Armee rief er dazu auf, "alle Massnahmen zu ergreifen",
um die Ordnung wiederherzustellen und einen "Bürgerkrieg" zu verhindern. Conté regiert
Guinea seit 1984. Seine Gegner werfen ihm vor, für die bittere Armut in dem westafrikanischen
Land verantwortlich zu sein. Ein Zeuge der aktuellen Situation ist Pater Traoré.
Er ist Medien-Verantwortlicher im Erzbistum Conakry. "Im Augenblick ist es so,
dass in Conakry alles möglich ist, da die Armee tief gespalten ist. Denn ein Teil
der Armee stellt sich auf die Seite des Volkes und somit gegen Conté. Daher ist alles
offen. Doch wenn dieses angespannte Klima weiter anhält, dann glaube ich, dass das
Militär die Führung übernehmen wird. Und das ist sicherlich nicht gut für Guinea.
Das würde nämlich bedeuten, dass wir einen Schritt rückwärts machen, und das ist nicht
zu hoffen." Die Ernennung eines neuen Premierministers in Guinea hat einen
Volksaufstand ausgelöst. Reihenweise zerstörten Demonstranten in allen wichtigen Städten
am Wochenende öffentliche Gebäude und Residenzen hochrangiger Politiker. Gestern begann
ein neuer landesweiter Generalstreik. Auch im Erzbistum Conakry hört man täglich Schüsse. "Hören
Sie die Schüsse? Die Schüsse hört man von morgens um 4 Uhr bis in die Nacht hinein.
Es sind die Soldaten, die schießen. Kein einziger Zivilist benutzt eine Waffe. Es
ist also das Militär. Jedesmal, wenn sie vorbeikommen, feuern sie ihre Schüsse ab." (rv/ap/reuters
13.02.07 mg)