Das wiederbelebte
Nahost-Quartett will sein Engagement in der Krisenregion verstärken. Das hat ein erstes
Treffen gestern in Washington ergeben. Vor allem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel
warb seit langem dafür, neue Wege für den Friedensprozess zu eröffnen. Bei ihrer heute
beginnenden Nahost-Reise steht dies ganz oben auf der Tagesordnung. Die Verhandlungspartner
aus Russland, der EU, den Vereinigten Staaten und der UNO wollen weiterhin an der
"Roadmap“ aus dem Jahr 2003 festhalten. Dieser „Fahrplan“ wollte den israelisch-palästinensischen
Konflikt allerdings bereits bis 2005 beigelegt haben. Der Franziskaner Pater David-Maria
Jaeger sieht die Pläne kritisch:
"Die ‚Roadmap’ ist faktisch tot, aber
formell besteht sie noch. Das Nahost- Quartett ist formell immer noch mit der 'Roadmap’
betraut. Man muss aber bedenken, dass die 'Roadmap’ nur ein 'Fahrplan' ist, wie es
der Name schon andeutet. Dazu kommt noch, dass nicht deutlich wird, dass die neuste
Agenda kein wirklich konkreter Plan ist, um ein israelisch-palästinensisches Friedensabkommen
zu erreichen. Das Prinzip der 'Roadmap’ ist, die Hoffnung der Palästinenser aufrecht
zu erhalten, dass es zu so einem Vertrag kommen kann.“
Um Frieden zu
ermöglichen, wollen auch die moderaten Golfstaaten zwischen Israelis und Palästinensern
vermitteln. Eine der beiden Seiten "gewinnen“ zu lassen, führe allerdings zu keiner
Lösung, so Nahost -Experte Jaeger: "Solange keine klaren Rahmen gesteckt sind,
wird es - auch wenn die Gewalt unterdrückt wird und nicht mehr offensichtlich ist
- Versuche geben, neue Gewalt aufkommen zu lassen. Für die Palästinenser muss es eine
Hoffnung auf Freiheit, auf Frieden geben, und darauf, dass ihre Hoffnung auf Eigenständigkeit
nicht wieder und wieder zusammenbricht."
Auf palästinensischer wie
auf israelischer Seite fehlten politische Führer, die den Konflikt aufhalten könnten.
Das sagte der Franziskaner Kustos Pizzaballa heute in einem Interview mit der italienischen
Tageszeitung "Avvenire“. Besonders dramatisch sei die Lage der palästinensischen Familien.
Ihre verbleibenden Zukunftsperspektiven drohten völlig zu verschwinden. (rv 03.02.07
gw)