D: Bischof Genn, "Ohne Orden fehlt der Kirche etwas"
In Würzburg hat vergangene
Woche ein so genanntes „Zukunftsgespräch“ der Deutschen Bischöfe mit den Orden stattgefunden.
25 Oberhirten und 120 Ordensfrauen und -männer haben sich Gedanken gemacht, wie es
weiter gehen soll. Bald soll ein Papier der Deutschen Bischöfe veröffentlicht werden
mit dem Titel „Gemeinsam dem Evangelium dienen“. Viele Gemeinschaften haben allerdings
mit Nachwuchsproblem zu kämpfen. Bei uns am Telefon ist der Essener Bischof Felix
Genn. Er ist in der Bischofskonferenz für die Orden zuständig ich habe ihn gefragt:
Ist die Zeit der Orden abgelaufen?
„Auf keinen Fall, sondern die Vertreterinnen
der Ordensfrauen, die auch die Vorsitzende der Deutschen Ordensoberenkonferenz ist,
Schwester Aloisia, hat gesagt, dass das für sie ein tag großer Ermutigung und des
Aufbruchs sei. Es sei nicht eine Stimmung, es geht abwärts, sondern: Wie können wir
das, was das Ordensleben in der Kirche darstellt, so in die Öffentlichkeit bringen
und dafür wieder sensibilisieren, dass Menschen spüren, der Kirche ohne Orden würde
etwas fehlen.“
Welche Rolle sollten ihrer Meinung nach die Orden in Zukunft
spielen, weshalb braucht es die?
„Das Wichtigste zunächst ist, dass die
Orden bestimmte Funktionen übernehmen, sondern dass sie da sind. Dasein an sich ist
ein gewaltiges Zeugnis, nämlich es zeigt: Menschen lassen sich auf die Nachfolge Jesu
ganz ein und sind bereit, sich von ihm wählen zu lassen in seine Lebensgestalt als
gehorsamer, jungfräulicher und armer Mensch einzutreten. Es ist ja umgekehrt bei vielen
Menschen so, wenn eine Schwester aus einem Krankenhaus weggeht oder aus einem Kindergarten
oder aus einer Gemeinde, wird der Schmerz schon artikuliert, das erlebe ich jedenfalls
und umgekehrt ist man sehr dankbar für das Dasein der Ordensfrauen an vielen Orten.
Ich habe zum Beispiel hier in Essen eine große Schule, die von Augustinerchorfrauen
geleitet und gestaltet wird. Das ist das größte Mädchengymnasium in Nordrhein-Westfalen,
nicht wahr. Das ist ein Wert, der geschätzt wird.“
Zu dem Papier, dass
demnächst wohl kommen wird nachdem das noch einmal gemeinsam besprochen wurde. Was
wird da drin stehen und was wird das Ziel dieses Papiers sein?
„Das Ziel
dieses Papiers ist anzuregen zum Austausch von Gaben, wie es an vielen Stellen vermerkt
ist. Das heißt, was haben die Ordenschristen der Kirche zu schenken, und was können
sie der jeweiligen Ortskirche auch zur Verfügung stellen und wie kann umgekehrt die
Ortskirche über das bloß Funktionale hinaus diesen Ordenschristen auch Ermutigung
schenken, dass ihr Zeugnis wertgeschätzt ist. Das ist zunächst einmal die Intention.
Und dann eben auch die konkreten Fragen: Wie ist das mit den Werken, die die Orden
bisher hatten wie Schulen, Krankenhäuser, die ja zum Teil von Diözesen übernommen
werden. Wie ist es auch mit der Beziehung zwischen Ortskirche, also Bischof und bischöfliche
Verwaltung, und den Orden und das Allerwichtigste scheint mir zu sein: Wie geht es
mit der Berufungspastoral in den einzelnen Orden und wie kann das auch mit dem, was
in den Ortskirche in dieser Richtung getan wird, verknüpft werden.“
Gestern
hat der Abt von Meschede, Dominik Meier, vorgeschlagen, dass Vertreter der Orden auch
an den Sitzungen der Vollversammlung der Bischofskonferenz teilnehmen sollten, um
das besser miteinander zu verbinden. Was halten Sie von diesem Vorschlag?
„Er
hat das ja selber als einen Traum und als eine Vision bezeichnet. Ich bin froh, dass
der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Kardinal Karl Lehmann, gesagt hat, er danke
für dieses Wort, aber das muss man natürlich im Einzelnen überlegen. Deswegen will
ich da auch Überlegungen in der Bischofskonferenz gar nicht vorgreifen, denn das ist
ja zunächst einmal ein Signal ‚Wir wollen mit Ihnen, liebe Bischöfe, in jedem Fall
nicht nur am 1. Februar 2007 im Gespräch gewesen sein, sondern darüber hinaus im Gespräch
bleiben, sowohl auf der Ebene der Bistümer als auch auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz.
Und dieses Signal, meine ich muss man aufgreifen, wie auch immer man das dann strukturell
gestaltet.“