EU: Kardinal Erdö, "Der Gottesbezug allein reicht nicht"
Deutschland hat die
EU-Ratspräsidentschaft inne – Angela Merkel hat auf Ihre Agenda die europäische Verfassung
gesetzt. Sie will, dass in den sechs Monaten ihrer Führung zumindest geklärt wird,
wie’s weiter geht, nachdem Frankreich und Holland den Verfassungsvertrag abgelehnt
hatten. Viele Christen erhoffen sich, dass mit diesem neuen Anlauf vielleicht auch
der explizite Gottesbezug gerettet werden könnte. Er fehlte in dem Entwurf, ganz allgemein
ist nur von religiösen Traditionen die Rede. Kardinal Peter Erdö ist Erzbischof Esztergom-Budapest
und seit vergangenem Jahr auch Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen.
Kardinal Erdö ist vorsichtig und glaubt nicht, dass der Gottesbezug allein entscheidend
ist:
„Wichtig ist, dass die Verfassung nicht feindlich gegenüber der christlichen
Identität eingestellt ist, und dass sie nicht gegen die Werte ist, die wir für fundamental
halten aufgrund unseres Glaubens. Im bisherigen Text gab es ja bereits sehr positive
Elemente, aber es kommt letztlich darauf an, diese positiven Prinzipien auch umzusetzen.
In den verschiedenen Ländern Europas gibt es verschiedene Auffassungen über den Geltungsanspruch
rechtlicher Regelungen.“
Ein Beispiel: Der solidarische Umgang der Mitgliedsstaaten
untereinander. Kardinal Erdö sieht da Mängel gerade aus der Perspektive der neuen
EU-Mitglieder in Osteuropa. „Die neuen Mitgliedstaaten sind enttäuscht,
weil sie sich nicht gleichberechtigt behandelt fühlen. Das ist natürlich nicht die
Schuld der EU an sich, sondern hängt - gerade mit dem Blick auf die internationale
Konkurrenz – mit der Schwäche dieser Volkswirtschaften nach dem Fall des Kommunismus
zusammen. Vor allem der Privatsektor ist sehr schwach.“