"Wir schätzen die
Haltung des Vatikans zu einem konstruktiven Dialog mit China", das sagte ein Sprecher
des Pekinger Außenamtes zu dem China-Gipfel, das vergangenes Wochenende hinter verschlossenen
Türen im Vatikan stattfand. Auch ausgewiesene Kenner wie der Steyler Missionar P.
Roman Malek vom China-Zentrum in St. Augustin würdigten das Treffen. Es sei freilich
kein "neuer Anfang", warnte Malek vor überzogenen Erwartungen. Denn Bemühungen um
eine Normalisierung der sino-vatikanischen Beziehungen gebe es bereits seit Anfang
der 80er Jahre, als China sich geöffnet habe.
"Es ist allerdings etwas
merkwürdig, dass so ein Treffen, das ich nicht als Gipfeltreffen bezeichnen würde,
sondern als Informationstreffen, das jetzt stattfand, und zwar auf Drängen von Kardinal
Zen aus Hongkong - und das ist eine wichtige Feststellung -, dass es so spät in diesem
neuen Pontifikat stattfand. Denn ich meine, die Möglichkeiten bzw. die Offenheit,
die es nach dem Tod Papst Johannes Pauls II. gab - die Offenheit sowohl der patriotischen
Vereinigung wie auch der chinesischen Regierung, die sich zum ersten Mal zumindest
in Worten, dem Heiligen Stuhl öffnete - dass das nicht genutzt wurde."
P.
Malek hält Papst Benedikt XVI. für einen guten Kenner der Lage in China.
„Schon
als Präfekt der Kongregation war er meines Erachtens sehr gut über China informiert,
aber was fehlte, war ein Wort des Papstes zu den Katholiken in China.“
Genau
diese Lücke will Papst Benedikt nun offenbar schließen. Er plant, einen Brief an die
chinesischen Katholiken zu schreiben, teilte der Vatikan im Anschluss an das Informationstreffen
mit. Was man sich davon erhoffen kann?
„Ermutigung für die Kirche in China.
Dass die Bischöfe, Priester, Ordensfrauen ermutigt werden, diesen Weg weiter zu gehen
trotz der politischen Umstände und der sichtbaren formellen Beziehungen zum Heiligen
Stuhl – diese Beziehung ist wichtig, aber nicht grundlegend für die Entwicklung des
kirchlichen Leben.“
Denn, und das ist Pater Malek besonders wichtig zu
betonen: es gibt zwei Ebenen in der Beziehung zwischen Heiligem Stuhl und China. Zum
einen die Diplomatie, zum anderen das Leben der Kirche.
„Die Kirche in
China lebt ohne diese formelle diplomatische Normalisierung weiter. Sie entwickelt
sich enorm. Und es gibt inzwischen auch so eine Normalisierung de facto.“
Normalisierung de facto, das heißt beispielsweise, dass die in China geweihten Bischöfe
ihre Weihe längst mit Erlaubnis des Papstes empfangen.
„Natürlich gab es
Rückschläge, letztes Jahr wurden drei Bischöfe ohne Erlaubnis des Papstes geweiht,
aber das ist nicht die normale Praxis. Die normale Praxis ist, dass die Bischöfe in
China, die dort mit Zustimmung des Papstes und der patriotischen Vereinigung gewählt
werden, auch in Rom um Ernennung bitten und in der Regel wird diese Ernennung auch
erteilt, und erst dann werden die zu Bischöfen geweiht.“
Der Heilige Stuhl
soll daran arbeiten, diese Normalisierung des kirchlichen Lebens noch stärker zu unterstützen,
rät Pater Malek. „Und das heißt, mehr für die Fortbildung der Priester
Seminaristen, Schwestern und Katholiken sorgen. Wie die Priester, Schwestern und Katholiken
geformt sind, so wird die künftige chinesische Kirche aussehen.“
Seit
40 Jahren verfolgt der Steyler Missionar Roman Malek die Geschicke der Kirche in der
Volksrepublik. Er weiß, wo der Schuh drückt, er kennt die Empfindlichkeiten. Und aus
dieser Erfahrung heraus hat er noch einen wichtigen Kritikpunkt an dem vatikanischen
Info-Treffen zu China.
„Wir haben in Deutschland so einen Grundsatz entwickelt,
dass wir über China nicht ohne Chinesen sprechen. Natürlich waren bei der Sitzung
chinesische Bischöfe dabei. Aber man darf nicht übersehen, dass das Bischöfe aus Hongkong,
Macao und Taiwan waren. Es ist mir nicht bekannt, dass da irgendjemand – unabhängig
ob offiziell oder nicht offiziell – von der chinesischen Kirche präsent wäre.“
Dabei würde es an Kanälen und Möglichkeiten nicht mangeln, glaubt Malek.
„Ich
sage das hier ganz offen. Letztes Jahr im September fand bei Mailand die fünfte europäische
katholische China-Konferenz statt mit über hundert Leuten, die Hälfte waren Chinesen,
auch aus der Volksrepublik China. Diese Sitzungen finden alle drei, vier Jahre statt,
und das war die größte Sitzung, die jetzt stattfand. Natürlich waren die vatikanischen
Behörden dazu eingeladen. Aber es ist keiner erschienen!“
Die Aufnahme
diplomatischer Beziehungen, also der Austausch von Botschaftern zwischen China und
dem Heiligen Stuhl, sei ohne Zweifel sehr wichtig, betont Malek. Aber:
„Es
steht praktisch fest, dass das nicht die Haltung der chinesischen Regierung zur katholischen
Kirche ändern wird. Man soll keine Wunder erwarten, dass wenn es eine diplomatische
Regelung gibt, die Haltung der kommunistischen Partei und der chinesischen Regierung
sofort über Nacht zur Kirche sich verändern wird. Sie wird nicht positiver. Die eigentliche
Problematik der katholische Kirche und die Zukunft der katholischen Kirche liegt sicher
nicht auf dieser diplomatischen politischen Ebene, sondern in der inneren Dynamik,
der inneren Bewegung, die wir positiv begleiten sollen auch seitens des Heiligen Stuhles.“