Benedikt XVI. ist
Ehrenbürger von Tittmoning. Im Vatikan empfing er mehr als 100 "Mitbürgerinnen und
Mitbürger" aus dem - wie er sagt - "Traumland seiner Kindheit". Benedikt XVI. ist
Ehrenbürger von Tittmoning. Im Vatikan empfing er mehr als 100 "Mitbürgerinnen und
Mitbürger" aus dem - wie er sagt - "Traumland seiner Kindheit". Es ist die sechste
Ehrenbürgerwürde für den Papst. Zuvor hatten schon Marktl (bereits 1997), Traunstein
(2005), Altötting und Regensburg (beide 2006) ihre Aufwartung in Rom gemacht. Seit
1987 wurde der damalige Kardinal Ratzinger außerdem Ehrenbürger von Pentling. Die
Tittmoninger dankten dem Papst besonders für seine "Worte aus dem Himmel" im September
2006.
Wir dokumentieren hier die Ansprache Benedikts an die Tittmoninger
in einer eigenen Mitschrift. Die persönlichen Erinnerungen an Weihnachtsfeste in Tittmoning
hören Sie am besten in unserem Audiofile nach.
"Verehrte Frau Bürgermeisterin,
verehrte Damen und Herren, liebe Mitbürger, darf ich ja sagen, Ich möchte
ein ganz herzliches ‚Vergelt’s Gott’ sagen, für die Ehre, die sie mir geschenkt haben,
die mir eine ganz große Freude ist, denn wie sie gesagt haben, Tittmoning bleibt ja
die Traumstadt meiner Jugend, in die ich in meinen Gedanken und Träumen immer wieder
einkehre. Wenn ich so nachdenke, muss ich sagen: Damit ist jetzt die Perlenkette der
Stätten meiner Kindheit und Jugend voll, die von Marktl über Tittmoning nach Aschau
und Traunstein geht. Und ich freue mich, dass nun diese Perlen mir ganz neu zu eigen
geworden sind, dass ich ihnen neu zu eigen geworden bin. Ich werde ja leider,
nach menschlicher Voraussicht nicht mehr richtig dahin fahren und dort wandern können
auf den Straßen meiner Kindheit und Jugend, aber die Wanderschaft in den Erinnerungen
bleibt mir und ist nun lebendiger geworden, weil ich nun wirklich einer von den Ihrigen
bin, Tittmoning zu mir gehört und ich ein Tittmoninger bin. Ich will jetzt
nicht im einzelnen schildern, auf welchen Wegen ich da herumwandern werde: natürlich
nach Ponlach hinauf, und ich freue mich, dass Sie diese Grotten restaurieren, die
Salzachauen hinunter, in der Stadt, zu den Kirchen und so fort. Ich habe
nachgedacht, wie ich sozusagen mein Bild von Tittmoning zusammenfassend darstellen
kann. Da würde ich sagen, mir ist ein Dreiklang gekommen. Tittmoning ist zunächst
einmal eine wirklich bayerische Stadt, das Herzhafte und Lebhafte, Fröhliche des Bayerischen
ist da ganz Gegenwärtig. Aber Tittmoning ist nicht nur bayrisch. Es liegt an der Salzach,
es schaut nach Salzburg hinüber, ist von Salzburg und damit auch vom Italienischen
geprägt worden. Es hat dieses Heitere und Weite des Salzburgischen, Italienischen
und des Bayerischen zugleich in sich. Und endlich: Es ist vom Katholischen geprägt.
Himmel und Erde gehören zueinander, die Sinnenfreude des Katholischen, das Lebendige,
und dann zugleich die Weite, die über die Grenzen hinüberschaut, die Kulturen und
Völker miteinander verbindet, füreinander offen ist, sich in ihnen wieder erkennt
und Himmel und Erde miteinander verbindet. So ist es eine Stadt, in der
wir dieses besondere des Europäischen haben: tiefgreifende Wurzeln, die dann zugleich
Weite gestatten und die Zukunft eröffnen. Das ist mein Wunsch an diesem
Tag, an dem ich für all die Geschenke, die ich empfangen durfte, herzlich danke, dass
Tittmoning seine Wurzeln behält, seine Weite, seine katholische Weite behält und dadurch
auch eine große und schöne Zukunft vor sich haben möge.
Ich
habe heute schon meiner Sekretärin erzählt vom Kindergarten, wie wir vor Weihnachten
in den Gängen dort herumgegangen sind und geprobt haben zu singen. Und dann einzuziehen
in den Saal, in dem ein Christbaum stand, es bleibt für mich wirklich ein Traum, der
bis zur Decke reichte und oben sich noch ein bisschen herumbog. Und ich habe ihr erzählt
vom Nikolaus, der mit goldbrokatenen Gewändern kam, und dadurch war für mich ganz
sicher, dass alle anderen Nikoläuse falsch sind, aber dass das der richtige ist, der
einzig richtige. Und zwei Schwestern haben die Türen zugehalten, damit der Krampus
nicht hereinkam, der draußen fürchterlich getobt hat. Wenn dann die schlimmen Dinge
verlesen wurden, die wir angestellt haben, konnten sie die Türen fast nicht mehr zuhalten.
Das war viel schlimmer, als wenn er da gewesen wäre, weil das nur Vorstellbare, nicht
Eintretende viel gefährlicher ist, als das was man wirklich sehen kann. An den besonders
schlimmen Stellen haben die Schwestern gesagt, ‚jetzt konnten wir die Türen eben noch
halten, wenn noch Schlimmeres kommt, dann geht’s nicht mehr’. Das war der stärkste
Antrieb zu versuchen, im nächsten Jahr nichts zu tun, was dazu führen könnte, dass
die Schwestern eventuell die Türen nicht mehr zuhalten könnten.
Ich
freue mich, dass Tittmoning auch sichtbar seine Identität wahrt und gerade so in die
Zukunft hinein weitergeht und Zukunft baut. Vergelt’s Gott für alles, Gottes Segen.
Grüßen Sie alle, die ich nicht persönlich grüßen konnte, grüßen Sie ganz Tittmoning." (rv
24.01.07 bp)