Der Libanon steht noch unter Schock. Zwar hat sich die Lage am Tag nach den Kämpfen
zwischen Milizen und Regierungsgegnern wieder etwas beruhigt. Doch gestern waren laut
Polizeiangaben drei Menschen getötet und rund 100 weitere verletzt worden. Unter
den Demonstranten waren auch zahlreiche Christen, Anhänger des früheren Premierministers
Michel Aoun. Der maronitische Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient, Kardinal
Nasrallah Sfeir, machte gegenüber Radio Vatikan keinen Hehl daraus, dass er von dieser
Art des Konfliktmanagement nichts hält. Gleichzeitig forderte er Neuwahlen. "So
wird man nie eine Lösung finden. Leider sind die staatlichen Institutionen blockiert.
Man müsste die Institutionen vollkommen auswechseln, man müsste einen neuen Präsidenten,
ein neues Parlament, eine neue Regierung wählen. Anders kann man auch die Situation
im Land nicht stabilisieren." Die maronitischen Bischöfe hatten wiederholt
zu Frieden im Libanon aufgerufen, zu Verhandlungen mit den Nachbarstaaten. Das ist
für Sfeir nötig, "weil der Libanon nicht alleine ist. Er hat Verantwortung für
die Staatsbürger und darüber hinaus, für die nahen wie die fernen, für Syrien und
den Iran"." Knapp 40 Länder und zahlreiche internationale Organisationen wollen
morgen bei der Wiederaufbau-Konferenz in Paris über Kredite in Milliardenhöhe für
den Libanon beraten. (rv 24.01.07 bp)