2007-01-23 11:24:26

Libanon: Brennende Barrikaden, ein Toter


Die schwere innere Krise im Libanon eskaliert weiter. Die oppositionellen Kräfte, die Syrien nahestehen und den Rücktritt der Regierung fordern, demonstrierten heute in vielen Teilen des Landes und blockierten wichtige Straßenverbindungen. Bei einem Schußwechsel zwischen Anhängern gegnerischer politischer Lager wurde heute in einem Dorf im Nordlibanon ein Mann getötet; bei Zusammenstößen in vielen Landesteilen gab es mindestens 58 Verletzte.
Im Wirbel des einsetzenden Generalstreiks ist der Versuch der Bischöfe, zumindest die zerstrittenen christlichen Politiker auf eine gemeinsame Linie einzuschwören, untergegangen. Zu den Problemen des Libanon gehört, dass es im derzeitigen politischen Spiel keine klaren Fronten gibt; der christliche Politiker Michel Aoun zum Beispiel unterstützt die Hisbollah, der christliche Präsident Emile Lahoud soll sogar mit den Mördern des früheren Premierministers Rafik Hariri unter einer Decke stecken. Zankapfel ist die Ausrichtung des Landes, gen Syrien oder gen Westen. In Beirut sind heute die meisten Schulen und Geschäfte geschlossen, und die Proteste gegen die pro-westliche Regierung von Fouad Siniora gewinnen weiter an Fahrt. Korrespondenten berichten von brennenden Barrikaden in Beirut und einer schwarzen Rauchsäule über der Stadt am Mittelmeer. Mehrere internationale Airlines haben ihre Flüge nach Beirut ausgesetzt, weil Demonstranten die Zufahrtstraßen zum zivilen Airport blockieren. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat gestern erstmals das Wort "Bürgerkrieg" in den Mund genommen. Derweil bereitet Fouad unbeirrt eine internationale Geber-Konferenz für den Libanon vor, die übermorgen in Paris beginnen soll.
Über die schwere Blockade des Libanon hat sich kürzlich auch Papst Benedikt mit großer Sorge geäußert. Die Krise im Land überschattete am Wochenende auch die Feiern zu 300 Jahren Präsenz des Maroniten-Ordens in Rom.
(agenturen/rv 23.01.07 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.