In einem Manifest sprechen sich bekannte Intellektuelle aus Deutschland für eine offizielle
Wiederzulassung der lateinischen Messe nach altem Ritus aus. Ihrem Text ist ein Zitat
des jetzigen Papstes vorangestellt, der sich als Kardinal in einem Gesprächsbuch im
Jahr 2000 dafür einsetzte, "daß endlich die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von
Liturgie aufhören muß". Die Intellektuellen sehen in der "traditionellen katholischen
Messe ein überragendes Werk der Weltkultur"; zu den Unterzeichnern des Manifests gehören
die Schrifsteller Botho Strauß, Martin Mosebach und Ulla Hahn. (pm 21.01.07 sk)
Lesen
Sie hier das Manifest einiger deutscher Intellektueller im Original-Wortlaut:
Offizielle
Wiederzulassung der überlieferten lateinischen Messe „Wichtig für die rechte Bewußtseinsbildung
in Sachen Liturgie ist auch, daß endlich die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von
Liturgie aufhören muß … Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man
ächtet damit ja auch die ganze Vergangenheit der Kirche. Wie sollte man ihrer Gegenwart
trauen, wenn es so ist?“ (Joseph Kardinal Ratzinger, Gott und die Welt, München
2000, 2. Auflage, 357) Die Unterzeichner begrüßen es, daß Papst Benedikt XVI.
in der Konsequenz seiner oft bekundeten Haltung die Feier der traditionellen lateinischen
Messe wieder allgemein erlauben will. Bereits im Jahre 1971 hatten sich international
bekannte Persönlichkeiten wie die Schriftsteller Graham Greene und Agatha Christie,
der Pianist Vladimir Ashkenazy und der Geiger Yehudi Menuhin für dieses Anliegen in
einem gemeinsamen Aufruf eingesetzt. Sie sahen in der traditionellen katholischen
Messe ein überragendes Werk der Weltkultur, vergleichbar den Domen und Kathedralen,
die für diese Liturgie geschaffen worden seien und deren Abriß ebenso kein Gebildeter
zulassen dürfe. Aus dem alten Ritus heraus gewachsen und mit ihm wesenhaft verbunden
ist der Gregorianische Choral, einer der vorzüglichsten musikalischen Schätze der
Welt. Darüber hinaus inspirierte die Schönheit und Feierlichkeit der lateinischen
Messe die größten Tonkünstler zu allseits bewunderten Musikwerken; ohne sie lassen
sich bedeutende Schöpfungen von Palestrina, Charpentier, Bach, Beethoven, Bruckner,
Haydn oder Mozart heute gar nicht mehr verstehen. Die traditionelle „göttliche Liturgie“
des Westens verbindet die heutige Kirche direkt mit der lateinischen Kultur des Mittelalters
und der Antike, ähnlich wie dies die „göttliche Liturgie“ des Ostens für die griechische
Kultur leistet. So ist von einer Wiederzulassung der überlieferten Messe auch ein
starker Anstoß für eine breitere Beschäftigung mit den kulturellen Wurzeln des Abendlandes
zu erwarten. Im Zeitalter des geeinten Europa und des weltweiten Austauschs zwischen
den Völkern ist schließlich jener Vorteil nicht gering zu schätzen, den Papst Johannes
XXIII. zur Zeit des II. Vatikanischen Konzils in der Apostolischen Konstitution „Veterum
sapientia“ so formuliert hat: „Von ihrer Natur selbst her ist die lateinische Sprache
in hohem Maße dazu geeignet, bei allen Völkern die Kultur der Menschlichkeit zu fördern.
Sie erregt nämlich keine Eifersucht, bietet sich den einzelnen Nationen unterschiedslos
an und bevorzugt keine Seite.“ Epiphanie 2007 Erstunterzeichner (in alphabetischer
Reihenfolge): Consuelo Gräfin Ballestrem, Diplom-Psychologin Dr. Heinz-Lothar
Barth, Universitätsdozent der Klassischen Philologie, und Frau Raphaela Barth
Dr. Johann von Behr, Bankangestellter Wolfgang Johannes Bekh, Schriftsteller
Dr. Felix Bentz, Diplom-Ingenieur Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Brandenburg, Archäologe
Prof. Dr. Peter Bruns, Professor für Kirchengeschichte Marie Czernin, Journalistin
Prof. Dr. John Dudley, Philosoph Prof. Dr. Hans Heribert Derix, Professor
für Volkswirtschaftslehre Prof. Dr. Edith Düsing, Philosophin Dr. Anna Egler,
Universitätsdozentin a. D. für Kirchenrecht Prof. Dr. Rudolf Ehmann, Mediziner
Dr. Caelestis Eichenseer OSB, Theologe und Latinist Prof. Dr. Wilhelm Geerlings,
Kirchenhistoriker und Patrologe Prof. Dr. Christian Gnilka, Klassischer Philologe
Leonhard Graf von Habsburg, Dipl.-Ing. und Dipl.Wirtsch.-Ing. Ulla Hahn, Schriftstellerin
Privatdozent Dr. habil. Christian Hecht, Kunsthistoriker Prof. Dr. Rainer
Henke, Klassischer Philologe Prof. Dr. Walter Hoeres, Philosoph Dr. Algirdas
Kakarieka, Neurochirurg und med. Direktor Dr. Rudolf Kaschewsky, Universitätsdozent
a. D. der Ostasienwissenschaften Prof. Dr. H.A.J.M. Lamers, Politologe Dr.
Heiner Lichtenberg, Mathematiker Prof. Dr. Godo Lieberg, Klassischer Philologe
Prof. Dr. Peter Martin Litfin, Wirtschaftsprüfer und Offizialatsanwalt Prof.
Dr. Konrad Löw, Professor für Politikwissenschaft Ralf Lürig, Diplom-Kunstmaler
und Kirchenmaler Prof. Dr. Georg May, Professor für Kirchenrecht Bernhard
Mihm, Stadtrat a. D. Martin Mosebach, Schriftsteller Prof. Dr. Christian Pietsch,
Klassischer Philologe Prof. Dr. Dr. h.c. Charles Probst, Neurochirurg, und Frau
Dr. Cécile Probst Prof. Dr. Albert Richenhagen, Musikwissenschaftler, und Frau
Dr. Elisabeth Richenhagen Dr. Guido Rodheudt, Pfarrer Dr. Helmut Rönz, Wissenschaftlicher
Referent, Historiker Prof. Dr. Dr. Klaus Rosen, Althistoriker Privatdozent
Dr. habil. Josef Johannes Schmid, Historiker Dr. Heidemarie Seblatnig, Universitätsdozentin
der Architekturwissenschaften Dr. Hans Otto Seitschek, Wissenschaftlicher Assistent
am Guardini-Lehrstuhl/München Dr. Marc Stegherr, Universitätsdozent der Slavischen
Philologie und der Geschichte Osteuropas Prof. Dr. Michael Stickelbroeck, Professor
für Dogmatik Botho Strauß, Schriftsteller Prof. Dr. Wilfried Stroh, Klassischer
Philologe Inge M. Thürkauf, Schauspielerin und Publizistin Dr. Michael Tunger,
Musikwissenschaftler und Kirchenmusiker Prof. Dr. Wolfgang Waldstein, Professor
für Römisches Recht Prälat Dr. Markus Walser, Generalvikar der Erzdiözese Liechtenstein
Prof. Dr. Dieter J. Weiß, Historiker Prof. Dr. Alfons Weische, Klassischer
Philologe Dr. Gero P. Weishaupt, Priester und Kanonist Prof. Dr. Alfred Wendehorst,
Historiker Dr. Markus Wessel, Richter am Oberlandesgericht, und Frau Riem Wessel
Dr. Claudia Wick, Lexikographin an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Dr. Gero Winkelmann, Mediziner