2007-01-20 20:14:04

Kommentar der Woche zum Fall Stoiber


Die Gebetswoche zur Einheit der Christen. Sie begann am Donnerstag, doch - sonst viel beachtet - im Land der Reformation schaffte sie es nicht bis in die Schlagzeilen. Im ganzen Land, nicht nur im überwiegend katholischen Bayern ging es nur noch um Gerüchte, Gezanke, Gezeter. Im Gegensatz zu dem, was zwischen Fürth, Wildbad Kreuth und München / Wolfratshausen abging, sind die Treffen der seit Jahrhunderten getrennten Christen dieser Welt ein Kaffeekränzchen.
Eine Gebetswoche schien angebracht. Aber wohl doch eher zur Einheit der CSU, oder sagen wir zur Einheit der Christen in der CSU.
Stoiber würde nicht mehr zum Wohle des Landes handeln, sein Bleiben schade. Schade, denn die öffentlichen Debatten, eiligen Dementis und trotzig vorgebrachten Demissionen sind nun auch nicht zum Wohle des Landes. Oder?
Halten wir fest: Mit einem verdienten Mann - und dass er das ist, bezweifeln nun nicht einmal seine schärfsten Kritiker, geht man so nicht um. Aus dem Fall Stoiber wurde der Fall Stoibers. In seinem Reich sind bereits vor gut einem Jahr die Diadochenkämpfe ausgebrochen. Die Erben Alexanders des Großen hatten wenigstens bis zu dessen Ableben gewartet.
Die Herren Beckstein und Huber scharren - trotz aller Loyalitätsbekundungen - seit Jahren mit den Hufen, und für beide ist es die letzte Chance, endlich nach eigenem Gutdünken durch die bayerische Politik - und aufgrund der besonderen CSU-Stellung auch nach Berlin - zu galoppieren. Unter dem Kutscher Stoiber mussten sie mehr als dessen 13 Regierungsjahre Trapp, wenn nicht gar Schritt gehen. Seehofer als dritter im Bunde der Diadochensöhne wirft bundespolitisches Schwergewicht in den Ring. Er will den Kampf.
Wenn jedoch jetzt liberale Herren wie Guido Westerwelle die CSU anmahnen, dass dies nicht die feine christliche Art sei, miteinander umzugehen, und so gar nicht zum C im Namen passen, muss man zum einen die FDP-Herren an ihren eigenen Aufstieg und den Umgang mit Parteikollegen erinnern. Zum anderen wird deutlich. Das C gilt für das Parteiprogramm nicht für Personalfragen. Da geht es um Machtpolitik und das Recht des Stärkeren.
Geben wir zu: Mit dem Rücktritt vom Amt des Superministers noch bevor er es angenommen hatte, begann Stoiber zu schwächeln. Das hat er - zumindest nach außen - nicht zugegeben. Das Bild vom hageren blonden Mann aus Bayern der mit verhärteter Miene im schwarzen Anzug alleine im Panzerglasauto Unter den Linden sitzt, ging auch jetzt wieder durch deutsche Partei- und Wohnzimmer. Das Bild vom lachenden heimatverbundenen Bayern der mit der Sonne und dem bayerischen Papst um die Wette strahlt, konnte die Wolken, die sich über ihm zusammengebraut hatten, nur kurz noch einmal bei Seite schieben.
Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter stand damals neben Stoiber. Als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz hat er ihm für die Rücktrittsankündigung Respekt gezollt; für das gute Staat-Kirche-Verhältnis und die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche gedankt. Nur eine gute Stunde nach Stoibers Auf -und Abtritt vor der Presse.
Ob Wetter es so eilig hatte, weil er glaubt, dass es künftig anders wird?
Der designierte künftige bayerische Ministerpräsident kommt schließlich nicht aus Altbayern, sondern - wie andere Hauptfiguren des Falls Stoiber - aus dem mehrheitlich protestantischen Franken. Beckstein ist Protestant.
Wir brauchen sie also doch - die Gebetswoche zur Einheit der Christen. Auch - und vor allem in Bayern.
(Birgit Pottler)
 







All the contents on this site are copyrighted ©.