Papst Benedikt XVI. fordert einen juridischen Status für die katholische Kirche in
der Türkei. Gegenüber dem neuen türkischen Botschafter beim Vatikan betonte er auch
erneut seinen Respekt vor dem Islam und die Rolle der Türkei als Brücke zwischen Europa
und Asien. Benedikt, der vor anderthalb Monaten eine vielbeachtete Reise durch das
Land unternommen hat, vermied aber eine Festlegung, ob er einen Beitritt der Türkei
zur EU wünscht oder nicht.
"Die katholische Kirche ist in der türkischen Gesellschaft
verwurzelt - dankd dem wertvollen Erbe der ersten christlichen Gemeinschaften von
Kleinasien..., aber auch durch die Existenz der christlichen Gemeinschaften von heute.
Sie sind zwar Minderheiten, aber sie hängen an ihrem Land und am Gemeinwohl der ganzen
Gesellschaft... Die katholische Kirche erfreut sich der Religionsfreiheit, die die
türkische Verfassung ... anerkennt; aber sie wünscht sich einen anerkannten juridischen
Status und die Bildung einer offiziellen Dialoginstanz zwischen Bischofskonferenz
und Behörden, um verschiedene Probleme zu regeln...
Bei meiner Reise habe ich
mehrfach den Respekt der katholischen Kirche für den Islam ausgedrückt..., vor allem
bei meinem Besuch der Blauen Moschee von Istanbul. In einer Welt, in der die Spannungen
zunehmen, glaubt der Heilige Stuhl..., dass die verschiedenen Religionen zusammen
für den Frieden arbeiten sollten. Das beginnt mit der Absage an Gewalt, die in der
Vergangenheit zu oft mit dem Vorwand einer religiösen Motivation angewandt wurde...
Der
Heilige Stuhl erkennt den spezifischen Platz der Türkei an und ihre geo-historische
Rolle als Brücke zwischen Asien und Europa sowie als Kreuzung der Kulturen und Religionen."
Weitere
Audienzen
Ebenfalls heute beim Papst: Dozenten und Studenten vom stolzen
römischen Priesterkolleg "Capranica", das auf eine 550-jährige Geschichte zurückblickt.
Der Papst betonte in seiner Ansprache, wie wichtig eine "ernsthafte menschliche, kulturelle
und spirituelle Ausbildung" von Priesteramts-Kandidaten ist. Und vor einer ökumenischen
Delegation aus Finnland stellte sich Benedikt XVI. heute erneut hinter die Gemeinsame
Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Er hoffe, die Christen fänden nicht nur zu mehr
Einheit untereinander, sondern auch zu einer "immer klareren Antwort auf die Fragen,
die das Leben und die Gesellschaft betreffen".