Der frühere Bischof
von Trier, Hermann Josef Spital, ist am Mittwochabend im Alter von 81 Jahren in Münster
gestorben. 20 Jahre lang, von 1981 bis 2001, stand er als Bischof an der Spitze der
ältesten Diözese Deutschlands. Vor einem Jahr hatte der gebürtige Münsteraner
noch im Trierer Dom sein Silbernes Bischofsjubiläum und seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Sein Nachfolger als Bischof von Trier, Reinhard Marx, würdigte Spital bei einer Pressekonferenz:
„Wir sind traurig, weil wir einen Bischof und Priester verlieren, der zwanzig Jahre
als Bischof von Trier nachhaltig gewirkt hat. Wir sind aber auch dankbar, weil er
ein großartiges Lebenszeugnis uns hinterlassen hat: Ein wirklich geistlicher Mensch,
der vielen ein Vorbild gewesen ist. Ich darf daran erinnern an die Aktion Arbeit,
an die vielen seelsorglichen Besuche in den Pfarreien. Man hat immer wieder gespürt,
wie unermüdlich er engagiert seinen Dienst versehen hat, mit ganzem Herzen, mit seiner
ganzen Kraft… Ich bin sehr froh, dass wir noch sein Goldenes Priesterjubiläum
feiern konnten, seinen achtzigsten Geburtstag, sein silbernes Bischofsjubiläum. Und
der Zuspruch der Gläubigen hat ja auch gezeigt, wie sehr er im Bistum angenommen war.
Ich bin froh, dass wir das noch miteinander feiern konnten, bevor er dann doch gesundheitlich
und von der Konstitution her sehr geschwächt war im letzten Jahr und er im Kreis seiner
Familie sein wollte.“ Hermann Josef Spital wurde am Silvestertag 1925 in Münster
geboren. 1952 empfing er in seiner Heimatstadt die Priesterweihe. Nach den ersten
Jahren als Kaplan, Pfarrer und Dechant wurde er 1980 Weihbischof in Münster. Am 24.
Februar 1981 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Trier. Spital
wurde im Bistum Trier und darüber hinaus wegen seiner kommunikativen Art geschätzt.
Spital selber hierzu: „Ich möchte mit den Menschen sprechen, ich spreche viel
mit den Menschen. Und ich meine, man darf das Gespräch mit niemandem abbrechen, solange
der guten Willen hat.“ Spital war ein Bischof der zuhören konnte, aber auch
ein Hirte, auf den man hörte… „Freilich ist es meine Aufgabe auch, Wege zu
zeigen, wie man heute in dieser Welt Christsein kann. Da bin ich a) natürlich persönlich
sehr gefragt und b) ich muss studieren, muss mich umschauen, muss versuchen, diese
Zeit zu verstehen, um von daher auch hilfreiche Weisung geben zu können.“ Soziale
Fragen waren im wichtig: Im Bistum Trier gründete er bereits 1983 die „Aktion Arbeit",
einen Solidaritätsfonds für Arbeitslose, der bis heute besteht. „Diese Aktion
Arbeit muss deutlich machen, dass es ein Skandal ist, dass wir so viele Menschen ausgrenzen
durch Arbeitslosigkeit. Und zum anderen muss man Bewusstsein schaffen dafür, dass
man wirklich nicht sagen kann, dass wer arbeitslos ist, ist selber schuld.“ Ein
Anliegen war ihm, die Zukunft der karitativen kirchlichen Einrichtungen zu sichern,
was 1987 zur Gründung der „Caritas Trägergesellschaft Trier" (CTT) führte. Der große
Skandal innerhalb dieser Gesellschaft am Ende seiner Amtszeit – Gelder waren veruntreut
worden – war für ihn eine tiefe menschliche Enttäuschung. „Ich bin jetzt tief
enttäuscht, dass ich in den letzten Tagen erfahren musste, in welchem Maße Herr Doerfert
das Vertrauen, das ich ihm geschenkt habe, missbraucht hat und es ist mir auch persönlich
nicht leicht geworden, auseinandersetzen, dass man Vertrauen so missbrauchen kann.
Ich kann nur noch einmal sagen, es ist sicherlich die schmerzlichste Pressekonferenz,
die ich in meinen 22 Jahren als Bischof zu halten habe. Ich habe Vertrauen geschenkt
und ich bin enttäuscht worden.“ Die kirchliche deutsche Friedensbewegung "Pax
Christi", der Spital lange verbunden war - für einige Jahre auch als Präsident - spricht
von einem "wahren Brückenbauer ..., der die Offenheit der Begegnung, die Bereitschaft
und Fähigkeit zum Dialog und das Unterwegssein mit uns lebte." Spital war ein Pazifist
im besten Sinne des Wortes: „Wir müssen aus Erfahrung wissen, dass man mit
Waffengewalt niemals Frieden herstellen kann.“ In einem Radiovortrag hat Bischof
Spital einmal Papst Johannes XXIII. zitiert, „jeder Tag ist ein guter Tag, geboren
zu werden, und jeder Tag ist ein guter Tag zu sterben.“ „An diesem Zitat wird
deutlich, dass gläubiges Leben – und das ist nichts anderes als ein Leben in Verbundenheit
mit Jesus Christus – ganz andere Möglichkeiten hat, und ihm sozusagen eine ganz andere
zusätzliche Dimension offen steht als demjenigen, der sich allein für seine eigene
Autonomie entscheidet. Nur wenn es ihm gelingt, sich mit seiner Endlichkeit, seinem
Sterbenmüssen vertrauensvoll in die Hand Gottes zu geben, kann er der Angst entgehen,
den ein kompetenter Diagnostiker wie Karl Jaspers als Grundstimmung unserer Zeit bezeichnet
hat.“ Der Verstorbene wird am kommenden Mittwoch in der Krypta des Trierer
Domes beigesetzt. (rv 120107 mc)