2007-01-12 18:13:09

Bischof Spital - ein Portrait


RealAudioMP3 Der frühere Bischof von Trier, Hermann Josef Spital, ist am Mittwochabend im Alter von 81 Jahren in Münster gestorben. 20 Jahre lang, von 1981 bis 2001, stand er als Bischof an der Spitze der ältesten Diözese Deutschlands.
Vor einem Jahr hatte der gebürtige Münsteraner noch im Trierer Dom sein Silbernes Bischofsjubiläum und seinen 80. Geburtstag gefeiert. Sein Nachfolger als Bischof von Trier, Reinhard Marx, würdigte Spital bei einer Pressekonferenz:
„Wir sind traurig, weil wir einen Bischof und Priester verlieren, der zwanzig Jahre als Bischof von Trier nachhaltig gewirkt hat. Wir sind aber auch dankbar, weil er ein großartiges Lebenszeugnis uns hinterlassen hat: Ein wirklich geistlicher Mensch, der vielen ein Vorbild gewesen ist. Ich darf daran erinnern an die Aktion Arbeit, an die vielen seelsorglichen Besuche in den Pfarreien. Man hat immer wieder gespürt, wie unermüdlich er engagiert seinen Dienst versehen hat, mit ganzem Herzen, mit seiner ganzen Kraft…
Ich bin sehr froh, dass wir noch sein Goldenes Priesterjubiläum feiern konnten, seinen achtzigsten Geburtstag, sein silbernes Bischofsjubiläum. Und der Zuspruch der Gläubigen hat ja auch gezeigt, wie sehr er im Bistum angenommen war. Ich bin froh, dass wir das noch miteinander feiern konnten, bevor er dann doch gesundheitlich und von der Konstitution her sehr geschwächt war im letzten Jahr und er im Kreis seiner Familie sein wollte.“
Hermann Josef Spital wurde am Silvestertag 1925 in Münster geboren. 1952 empfing er in seiner Heimatstadt die Priesterweihe. Nach den ersten Jahren als Kaplan, Pfarrer und Dechant wurde er 1980 Weihbischof in Münster. Am 24. Februar 1981 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Trier.
Spital wurde im Bistum Trier und darüber hinaus wegen seiner kommunikativen Art geschätzt. Spital selber hierzu:
„Ich möchte mit den Menschen sprechen, ich spreche viel mit den Menschen. Und ich meine, man darf das Gespräch mit niemandem abbrechen, solange der guten Willen hat.“
Spital war ein Bischof der zuhören konnte, aber auch ein Hirte, auf den man hörte…
„Freilich ist es meine Aufgabe auch, Wege zu zeigen, wie man heute in dieser Welt Christsein kann. Da bin ich a) natürlich persönlich sehr gefragt und b) ich muss studieren, muss mich umschauen, muss versuchen, diese Zeit zu verstehen, um von daher auch hilfreiche Weisung geben zu können.“
Soziale Fragen waren im wichtig: Im Bistum Trier gründete er bereits 1983 die „Aktion Arbeit", einen Solidaritätsfonds für Arbeitslose, der bis heute besteht.
„Diese Aktion Arbeit muss deutlich machen, dass es ein Skandal ist, dass wir so viele Menschen ausgrenzen durch Arbeitslosigkeit. Und zum anderen muss man Bewusstsein schaffen dafür, dass man wirklich nicht sagen kann, dass wer arbeitslos ist, ist selber schuld.“
Ein Anliegen war ihm, die Zukunft der karitativen kirchlichen Einrichtungen zu sichern, was 1987 zur Gründung der „Caritas Trägergesellschaft Trier" (CTT) führte. Der große Skandal innerhalb dieser Gesellschaft am Ende seiner Amtszeit – Gelder waren veruntreut worden – war für ihn eine tiefe menschliche Enttäuschung.
„Ich bin jetzt tief enttäuscht, dass ich in den letzten Tagen erfahren musste, in welchem Maße Herr Doerfert das Vertrauen, das ich ihm geschenkt habe, missbraucht hat und es ist mir auch persönlich nicht leicht geworden, auseinandersetzen, dass man Vertrauen so missbrauchen kann.
Ich kann nur noch einmal sagen, es ist sicherlich die schmerzlichste Pressekonferenz, die ich in meinen 22 Jahren als Bischof zu halten habe. Ich habe Vertrauen geschenkt und ich bin enttäuscht worden.“
Die kirchliche deutsche Friedensbewegung "Pax Christi", der Spital lange verbunden war - für einige Jahre auch als Präsident - spricht von einem "wahren Brückenbauer ..., der die Offenheit der Begegnung, die Bereitschaft und Fähigkeit zum Dialog und das Unterwegssein mit uns lebte." Spital war ein Pazifist im besten Sinne des Wortes:
„Wir müssen aus Erfahrung wissen, dass man mit Waffengewalt niemals Frieden herstellen kann.“
In einem Radiovortrag hat Bischof Spital einmal Papst Johannes XXIII. zitiert, „jeder Tag ist ein guter Tag, geboren zu werden, und jeder Tag ist ein guter Tag zu sterben.“
„An diesem Zitat wird deutlich, dass gläubiges Leben – und das ist nichts anderes als ein Leben in Verbundenheit mit Jesus Christus – ganz andere Möglichkeiten hat, und ihm sozusagen eine ganz andere zusätzliche Dimension offen steht als demjenigen, der sich allein für seine eigene Autonomie entscheidet. Nur wenn es ihm gelingt, sich mit seiner Endlichkeit, seinem Sterbenmüssen vertrauensvoll in die Hand Gottes zu geben, kann er der Angst entgehen, den ein kompetenter Diagnostiker wie Karl Jaspers als Grundstimmung unserer Zeit bezeichnet hat.“
Der Verstorbene wird am kommenden Mittwoch in der Krypta des Trierer Domes beigesetzt.
(rv 120107 mc)








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