Papst Benedikt XVI.
geht mit einer Gottesdienstreform schwanger. Schon als Kardinal hatte Joseph Ratzinger
in seinem Buch „Vom Geist der Liturgie“ die Schwachpunkte des hier und heute gefeierten
Gottesdienstes angesprochen. In diesen Wochen malen Medien immer wieder in düster-bedrohlichen
Farben die angeblich dräuende Rückkehr zur Alten Messe, die der Priester auf Latein
und mit dem Rücken zu den Gläubigen zelebriert. Nicht wenige Katholiken sind verunsichert.
Messen auf Latein – für alle? Abschied vom Friedensgruß, von der Lesung durch Laien?
Vorab: Nichts davon ist ernsthaft in Gefahr.
Die alte, vorkonziliare Messe
heißt theologisch korrekt tridentinischen Messe, weil sie nach dem Konzil von Trient
Mitte des 16. Jahrhunderts entstand. Der tridentinische Ritus versteht sich als Antwort
auf die Reformation. Martin Luther betonte das allgemeine Priestertum – die katholische
Kirche reagierte in die Gegenrichtung und überantwortete den Gottesdienst in besonderer
Weise dem Priester, erklärt Eberhard Amon, der das Deutsche Liturgische Institut in
Trier leitet. In der alten Messe haben also Laien kaum Anteil am Geschehen
„Das
kommt theologisch von daher, dass das Konzil von Trient die Liturgie verstanden hat
als einen Gott geschuldeten Kultus, also eine Veranstaltung, die man Gott zuliebe
und zu seiner Ehre macht. Fähig, eine solche Liturgie zu leiten, waren ausschließlich
Kleriker, nicht aber Laien. In Lehrbüchern der Liturgie bis in die 50er Jahre wurde
da etwa festgehalten, dass der Gläubige nicht liturgiefähig sei - das sei allein der
Kleriker.“
Die Konzentration der Liturgie auf den Priester führte dann
zum Beispiel dahin,
„dass selbst wenn ein Chor einen liturgischen Text
sang, etwas das Gloria oder das Credo, dieser Text erst dann Gültigkeit erhielt, wenn
ihn der Priester leise gesprochen hat. Und zum anderen die Sprache war natürlich Latein,
was zunehmend zu einer Entfremdung zwischen Klerus und Gläubigenliturgie geführt hat.“
Dennoch
wünschen sich bestimmte Kreise der Kirche heute eine Wiederzulassung der „Alten Messe“.
Problematisch an ihr findet der Liturgie-Wissenschaftler Amon ganz besonders…
„…das
theologische Verständnis der Liturgie: dass Liturgie nicht zuerst Heilshandeln Gottes
an uns ist, wie das II. Vatikanum dargelegt hat, sondern einseitig ein Tun des Menschen,
ein Gott geschuldeter Kult.“
Und das ist nicht zeitgemäß, stellt Eberhard
Amon klar.
„Bei einer tridentinischen Messe spielt es eigentlich keine
Rolle, ob hinten in den Bänken jemand ist oder nicht. Bei der erneuerten Liturgie
durch das II. Vatikanum lässt sich aus pastoralliturgischer und pastoraltheologischer
Sicht ein Gottesdienst OHNE Beteiligung der Laien eigentlich nicht denken.“ (rv
10.01.07 gs)