Im Kärntner Ortstafelstreit ist es zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen Landeshauptmann
Jörg Haider und der Kirche gekommen. Haider hatte den Kärntner Diözesanbischof Alois
Schwarz beschuldigt, mit seiner Silvesteransprache „keinen Beitrag zu einer friedlichen
Lösung der Ortstafelfrage“ geleistet zu haben. Der Oberhirte hatte bei einer Andacht
dazu aufgerufen, das "unwürdigen Schauspiel" um die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln
in Kärnten zu beenden. Er mahnte außerdem zur Achtung demokratisch legitimierter Einrichtungen
des Rechtsstaates. Das liege auf der Linie der katholischen Kirche Kärntens, die sich
seit Jahrzehnten „für ein friedvolles Miteinander der Volksgruppen“ einsetze, heißt
es nun in einer Mitteilung des Bistums. Der Kärntner evangelische Superintendent Manfred
Sauer erklärte sich heute solidarisch mit Diözesanbischof Schwarz. Er sei über den
"verbalen Angriff von Landeshauptmann Jörg Haider auf Bischof Schwarz" sehr bestürzt,
so Sauer. In Kärnten lebt eine slowenische Minderheit, die laut österreichischer
Verfassung ein Recht auf zweisprachige Ortstafeln hat. Die Lokalpolitik hat in den
vergangenen Jahrzehnten unter Berufung auf den angeblichen Mehrheitswillen deutsch-slowenische
Ortstafeln verhindert. (kap 03.01.06 gs)