2007-01-02 11:42:20

Islam auf dem Vormarsch?


"Erschreckender Vormarsch des Islams in der heutigen Welt" - so heißt ein Pressepapier des deutschen kirchlichen Hilfswerkes "Kirche in Not". Danach hat sich der Islam "in christlichen Ländern weit stärker ausgebreitet als umgekehrt". Wir dokumentieren hier das Papier im vollen Wortlaut. Autor ist Prof. Dr. Rudolf Grulich.


Obgleich man im Westen wegen der arabischen Sprache des Korans oft das Arabertum mit
dem Islam gleichsetzt, sind es doch heute nichtarabische Staaten, in denen die meisten Muslime
leben. An der Spitze steht Indonesien mit über 180 Millionen Muslimen. Es folgen Pakistan mit
130 Millionen, Bangladesch mit 105, Indien mit 90, China mit 80, Iran und die Türkei mit
70 Millionen Muslimen. Erst dann kommt mit Ägypten ein arabisches Land, von dessen 70 Millionen
Gesamtbevölkerung die Muslime etwa 60 Millionen ausmachen.


Diese absoluten Zahlen besagen aber wenig, da die Prozentsätze der Muslime bezogen auf die
Gesamtbevölkerung zwar in Indonesien (88 Prozent), Pakistan (97 Prozent), Bangladesch
(88 Prozent), dem Iran (99 Prozent) und der Türkei (98 Prozent) sehr hoch, im Falle Indiens
(mehr als 10 Prozent) oder China (6 Prozent) relativ gering sind.


Allerdings leben die Muslime auch in Indien und China meist in kompakten traditionellen
Siedlungsgebieten und bestimmten das Erscheinungsbild ganzer Provinzen, Bundesländer oder
Republiken, wie dies auch in den zentralasiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion der
Fall war. Dort sind seit dem Zerfall der UdSSR ein halbes Dutzend neuer muslimischer Staaten
entstanden. Sicher können wir von weit über einer Milliarde Muslime in der Welt ausgehen, das
sind zwanzig vom Hundert der Weltbevölkerung.


Mehr als 95 Prozent der Bevölkerung stellen die Muslime in Ländern wie Afghanistan, Algerien,
Irak, Jemen, Jordanien, den Arabischen Emiraten, im Iran, den Komoren, in Libyen, den
Malediven, Mali, Marokko, Mauretanien, Niger, Oman, Pakistan, Saudi Arabien, Senegal,
Somalia, Tunesien und der Türkei. Doch sind in den ölreichen Ländern der Arabischen Halbinsel
Hunderttausende von ausländischen christlichen Arbeitern beschäftigt.


Mehr als vier von fünf Einwohnern sind Muslime in Ägypten, Bangladesch, Bahrain, Dschibuti,
Gambia, Guinea, Indonesien, Katar, in Kuwait und Syrien, wobei in vielen Fällen keine exakten
Zahlen vorliegen.


Eine muslimische Mehrheit gibt es auch in Staaten wie dem Libanon, Sudan, Tschad, Malaysia
und in Europa in Albanien, Bosnien und dem Kosovo, das mit seiner Unabhängigkeit rechnet.


Ihre Stärke zeigen die islamischen Staaten durch ihren 1974 in Dschidda erfolgten Zusammenschluss
in der Islamischen Weltkonferenz (ICO = Islamic Conference Organisation), mit einer eigenen
islamischen Nachrichtenagentur (INA), der Islamischen Entwicklungsbank (IsDB) und der
Islamischen Presseunion (IsPU). Vorläufer dieser ICO waren die Islamische Weltliga und die
Islamische Allianz König Feisals von Saudi-Arabien. Versuche des Iran und Libyens erfolgten,
einen so genannten „Islamischen Rat“ bzw. eine „Organisation der Islamischen Welt“ zu schaffen.
Sitz der ICO ist Dschidda, der der Islamischen Presseunion London. Der ICO gehören fünfzig
Staaten und Organisationen an, das sind fast alle Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung.
Ziel der ICO ist die Förderung der Einheit und Zusammenarbeit aller islamischen Staaten, der Kampf
gegen den Kolonialismus und für die Rückgewinnung der heiligen Stätten in Jerusalem.




Islam in Europa erst seit türkischer Eroberung




In Europa leben Muslime erst seit den Jahrhunderten der türkischen Eroberung in Albanien,
Bulgarien, Griechenland, Bosnien, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Rumänien.
- Bereits 1354 hatten die Osmanen die Dardanellen überschritten, wo sie in
Europa Fuß fassten,
- schon 1361 Adrianopel eroberten und zur zweiten Hauptstadt machten.
- 1389 schlugen sie das serbische Heer auf dem Amselfeld,
- 1453 eroberten sie Konstantinopel, 1463 Bosnien, 1521 Belgrad und
- 1526 Ungarn.
- Ihre Zahl dürfte gegen Ende des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Jugoslawien über vier Millionen,
zwei Millionen in Albanien, anderthalb Millionen in Bulgarien, hundertfünfzigtausend in Griechenland
und fünfzigtausend in Rumänien betragen haben.


Im europäischen Russland gibt heute es mehr als zwölf Millionen Muslime, dazu als Erbe der alten
Sowjetunion Hunderttausende in den Nachfolgerepubliken. Völker wie die Tataren und Baschkiren,
Krimtataren und die Völker des Kaukasus sind traditionell muslimisch.


Was die Nachfolgerstaaten Jugoslawiens angeht, so stellen sie in Bosnien die relative Mehrheit mit
zwei Millionen, in Mazedonien gibt es über 600.000 Muslime, im Kosovo 1,7 Millionen, im übrigen
Serbien über 100.000, ebenso in Montenegro sowie je 50.000 in Kroatien und in Slowenien. In Polen
gibt es noch 5.000 einheimische Muslime aus der Zeit der Tataren. Die Muslime in allen anderen
europäischen Staaten sind erst im Gefolge der modernen Wanderströme, vor allem nach dem Zweiten
Weltkrieg, ansässig geworden: in Deutschland etwa vier, in Frankreich drei, in Großbritannien 2,2
Millionen.


Durch Einbürgerung vieler Muslime in europäischen Ländern und durch Heirat europäischer Frauen
mit Muslimen ist die genaue Zahl der Anhänger des Islams bei uns schwer zu bestimmen.




Islam sieht Europa als Missionsgebiet




Der Islam in Europa wird aber längst in weltweite islamische Missionsplanung einbezogen. Das zeigen
überregional tätige islamische Organisationen wie der „Islamic Council of Europe“ in London und der
„Moscheenrat für Europa“ in Brüssel.


Ein Vergleich der Ausbreitung des Islams in christlichen Ländern mit der christlichen Präsenz in
islamischen Staaten im 20. Jahrhunderts fällt eindeutig zuungunsten des Christentums aus. Während das
Christentum zum Beispiel in rein islamischen Ländern wie Afghanistan, Saudi-Arabien, den Arabischen
Emiraten oder dem Jemen nie Fuß fassen durfte, gibt es seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts
bereits Millionen von Muslimen in den ehemals rein christlichen Ländern West- und Mitteleuropas.


Außerdem ist in vielen muslimischen Ländern im 20. Jahrhundert die Zahl der Christen erschreckend
zurückgegangen, zum Beispiel in der Türkei, wo von Millionen Christen vor dem Ersten Weltkrieg durch
die Vertreibung und Ausrottung der Armenier und Assyrer und die Umsiedlung der Griechen nur noch
hunderttausend übrig blieben, aber auch in Algerien, wo die Abwanderung von über einer Million
Algerien-Franzosen die Christen zu einer unbedeutenden Minderheit machte. In einem muslimischen
Land wie Somalia gibt es heute trotz jahrzehntelanger italienischer Herrschaft im Lande weniger
Katholiken (250) als Muslime in Luxemburg (10 000).


Gerade solche Vergleiche zeigen den Vormarsch des Islams: Die Zahl der Muslime in Österreich und
der Schweiz ist viel größer als die Zahl der Christen im Iran, in der Türkei, Kuwait oder Libyen. Es gibt in
Belgien mehr Muslime als Christen in Bangladesch, ganz zu schweigen von den Millionenzahlen der
Muslime in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Solche Zahlen von Christen gibt es eigentlich nur
in Indonesien oder dem Sudan. Im Sudan ist ihre Lage seit Jahrzehnten beklagenswert, in Indonesien hat
sich die Lage in den letzten Jahren entscheidend verschlechtert.










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