Vatikan: Bertones Bilanz, Familie und Heiliges Land
Die Familie sei in
der modernen Gesellschaft bedroht. Darauf hat Papst Benedikt XVI. beim Angelusgebet
am Fest der Heiligen Familie hingewiesen. Die besonderen Herausforderungen der Familie
liegen dem Papst sehr am Herzen, erklärte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone
jetzt in einem Fernsehinterview zum Jahreswechsel. Die Reise Benedikts nach Spanien
war ganz auf die Familie konzentriert, so Bertone, ebenso die päpstliche Ansprache
an die Mitglieder der Kurie. "Er hat von diesem Dilemma Europas gesprochen.
Dem Dilemma, mehr Kinder zu haben, aber auch, der problematischen Frage, was geben
wir den Kindern, welche Normen vermitteln wir ihnen, welche Zukunft geben wir ihnen.
Diese Unsicherheit gründet auf der Komplexität unserer Gesellschaft und auf den Schwierigkeiten,
auf den Wolken, die sich über der Zukunft zusammenballen. Der Papst sieht die Schwierigkeiten
der Familie sehr realistisch. Er sieht auch das Leid, das auf die Familien einbricht,
auch in der Konfrontation mit der Gesellschaft. Aber der Papst stellt dagegen ganz
klar das christliche, das göttliche Familienbild. Er bezog sich auch auf neue Gesetze,
welche die Ehe relativieren könnten, so dass das wahre Familienbild zerstört und auch
die wahre Identität des Mannes und der Frau ad absurdum geführt werden. Der Papst
stellt den Familien aber natürlich jedem Menschen guten Willens das christliche Familienbild
entgegen. Er wünscht sich, dass es günstigere und bessere Bedingungen gebe, solide
Entscheidungen für die Gegenwart und für die Zukunft zu treffen." Ein anderes
Thema dieses Jahres: Krieg und Frieden im Nahen Osten. Vor allem die Situation im
Libanon war Anlass für zahlreiche Appelle des Papstes und des Heiligen Stuhls. "Die
Kirche setzt sich von Natur aus dafür ein, Brücken zu bauen. Die Kirche ruft alle
immer wieder zu einer internationalen Konferenz über den Libanon und den Nahen Osten
auf und befürwortet eine solche Konferenz. Diese internationale Konferenz müsste alles
tun, um Übereinstimmungen zu finden, damit stabile Abkommen und vor allem konkrete
Schritte zu einem dauerhaften Frieden zustande kommen. Die Kirche hört nicht auf,
alle ihre Kräfte dafür einzusetzen, vor allem die Kraft des Gebetes, aber auch die
diplomatischen Kräfte. Auch die pastoralen Möglichkeiten sind wichtig. Der Papst hat
deshalb einen Brief an alle Christen im Heiligen Land geschrieben, nicht aufzuhören,
sondern vielmehr alle Möglichkeiten auszuschöpfen, Wege des Friedens zu gehen." Soweit
die Jahresbilanz des neuen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone. Seit 15. September
ist er im Amt. Er blicke dankbar auf dieses Jahr zurück, sagte der frühere Erzbischof
von Genua im italienischen Fernsehen. Es habe viele Überraschungen gebracht. (rv
31.12.06 bp)