Der Vatikan ist gegen eine Hinrichtung von Saddam Hussein. Die Todesstrafe am früheren
irakischen Diktator zu vollstrecken, bedeute, "ein Verbrechen durch ein anderes zu
kompensieren". Das meinte Vatikan-Kardinal Renato Raffaele Martino jetzt zur italienischen
Tageszeitung "La Repubblica". Martino leitet den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit
und Frieden, ist also so etwas wie der Friedensminister des Papstes. Er machte schon
nach der Ergreifung Saddams keinen Hehl daraus, wie ihm die Zurschaustellung des illustren
Gefangenen durch die Amerikaner mißfiel. Man könne kein Verbrechen durch ein anderes
"kompensieren", meint Kardinal Martino in dem heute veröffentlichten Interview mit
Blick auf den Irak. Und wörtlich: "Die Kirche proklamiert, dass das menschliche Leben
geschützt werden muß - von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod." Die Todesstrafe
sei nun aber "kein natürlicher Tod". "Und niemand darf jemandem den Tod geben, auch
nicht der Staat", so der Kardinal. Er geht mit diesen Äußerungen noch über das hinaus,
was der katholische Weltkatechismus zum Thema Todesstrafe schreibt. Dort wird eine
Vollstreckung dieser Höchststrafe zumindest nicht völlig ausgeschlossen. Die Hoffnung
von Kardinal Martino: "Es gibt noch dreißig Tage Frist, es fehlt noch die Unterschrift
des Präsidenten, es kann noch einiges passieren." Er hoffe, dass es nicht zur Hinrichtung
Saddam Husseins komme. In dem Interview setzt sich Kardinal Martino auch für "umfassende
Verhandlungen" ein, die endlich die Konflikte im ganzen Nahen Osten, vom Heiligen
Land über den Libanon bis hin zum Irak, lösen. Und er bekräftigt: Religion, die Gewalt
anwende, sei gar keine. "Das ist etwas anderes, das ist Fundamentalismus." (repubblica
28.12.06 sk)