2006-12-17 18:26:40

Bischof von Arabien: "Gegenseitigkeit" muss eingeklagt werden


RealAudioMP3 Ursprünglich wollte Bischof Paul Hinder nach seinem Eintritt in den Kapuzinerorden nach Afrika gehen. Aber es kam ganz anders: Vor zwei Jahren wurde der heute 64-jährige deutschsprachige Schweizer zum Bischof und Apostolischen Vikar von Arabien ernannt. Als solcher ist er für die sechs arabischen Ländern Bahrain, Katar, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Oman und Jemen zuständig. Die rund 2,3 Millionen Katholiken in seinem Vikariat dürfen ihren Glauben nicht in der Öffentlichkeit bekennen. Dennoch werden beispielsweise in Dubai tausende Gläubige die Heilige Messe an Weihnachten besuchen. Wie sieht das tägliche Leben der Christen auf der arabischen Halbinsel aus? Mario Galgano hat ihn gefragt:
 
Die Gläubigen in unserem Gebiet – ich sage das vereinfachend – intensivieren entweder ihr Glaubensleben oder sie sterben langsam aus. Das ist vielleicht etwas scharf gesagt, aber das erklärt auch, warum unser Pfarreileben sowie das Gemeindeleben sehr aktiv und intensiv sind. Man bedenke: Wir haben Gemeinden, die zusammengesetzt sind aus verschiedenen Nationalitäten. In unserer Pfarrei in Abu Dhabi zählen wir über 90 verschiedene Nationalitäten.

In der Schweiz wird in einigen Orten über die Errichtung von Minaretten oder von Koran-Schulen diskutiert. Die Gegner argumentieren, dass schließlich auch in den arabischen Ländern keine Kirchen stehen dürfen. Wie sehen Sie das? Und wie können wir dabei die Diskussion rund um den Begriff „Religionsfreiheit“ betrachten?

„Es ist für mich absolut klar, dass hier immer wieder die Gegenseitigkeit eingeklagt werden muss. Dies macht der Papst zum Glück auch. Dies gilt insbesondere im Bereich der Menschenrechte und nicht nur für die Religionsfreiheit. Doch die Religionsfreiheit ist ein besonders sensibler Punkt. Und ich staune natürlich auch, wenn ich sehe, dass einerseits in Europa eine Großzügigkeit herrscht und andererseits bei uns dasselbe nicht möglich ist. Aber ich vertrete die Meinung, dass es das Recht der verschiedenen Religionsangehörigen ist, in welchem Land auch immer sie sind, dass sie ihre Religion ausüben dürfen. Zum Glück gibt es diese Möglichkeit in den westlichen Demokratien. Ich möchte dieses Recht auf keinen Fall eingeschränkt wissen, nur deshalb weil es bei uns nicht so ist. Ich zähle eher darauf, dass sich das Beispiel der europäischen Staaten längerfristig auf andere Länder auswirkt. Ich hoffe natürlich, dass die politischen Mandatsträger genügend Mut haben, bei den internationalen Begegnungen oder bei den bilateralen Gesprächen immer wieder die Menschenrechtskonvention anzumahnen und einzuklagen.“

 
Gehen wir zurück zur Religion: Wie sehen Sie den Dialog des Islams mit dem Christentum?

„Es gibt natürlich diese Meetings oder auch interreligiöse Gespräche. Ich habe selber auch schon daran teilgenommen, zum Beispiel in Katar, wo seit einigen Jahren ein solches Treffen stattfindet. Das sind wichtige Foren, wo man einander von Angesicht zu Angesicht kennen lernt. Was die theoretische Auseinandersetzung betrifft, denke ich, dass dies eher eine schwache Ebene ist, weil den Leuten oft die nötigen Kompetenzen fehlen. Daher, glaube ich, müsste man gleichzeitig – oder vielleicht sogar zuvor – sehr viel mehr praktische Grundlagenarbeit leisten. Ich glaube nicht, dass das eigentliche interreligiöse Gespräch im Moment viel weiter führen wird.“
(rv 17.12.06 mg)








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