Über „Feminismus und
katholische Kirche“ sprachen dieser Tage internationale Fachleute bei einem Kongress
in Rom. Unter den Teilnehmerinnen: die US-amerikanische Juristin und Harvard-Professorin
Mary Ann Glendon, Präsidentin der päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften. Auf
institutioneller Ebene sei noch viel zu tun, um die Lehre der Kirche in Sachen Gleichberechtigung
für die Frau umzusetzen, sagte uns Glendon – auch wenn Frauen in einem weiteren Kontext
von katholischer Kirche längst die Führung übernommen hätten.
„Wenn wir
von Frauen in der Kirche sprechen, müssen wir unterscheiden zwischen der engen Definition
von Kirche als Institution und der weiten Definition von Kirche – ecclesia – als Gruppe
von Menschen, die zusammen berufen sind. Und in diesem Sinn, in der weiten Definition
von Kirche, sind Frauen als Managerinnen des zweitgrößten Gesundheitssystems der Welt
aktiv. Dasselbe gilt für den Bereich Bildung. Es gibt 350.000 katholische Gesundheits-,
Sozial- und Bildungseinrichtungen auf der Welt, die meisten von ihnen haben eine Frau
an der Spitze.“
Diese Tatsache hat heutzutage auch Auswirkungen auf das
Bild des Mannes in der Kirche, sagt Glendon.
„Das ist ein Problem, das
noch nicht genug diskutiert wurde: dass nämlich in der Kirche die Rolle von Männern
geringer ist, als sie sein sollte. Das lässt manche denken, Religion sei nur für Frauen
da, ja kirchliche Aktivitäten seien irgendwie unmännlich. Und das ist ein ernstes
Problem. Zum einen beraubt es die Jugendlichen ihrer Rollenvorstellungen. Zum anderen
sehe ich da eine Linie zu dem Italiener Macchiavelli, der sagte, das Christentum ist
schwach und weibisch. Das ist eine Vorstellung, die Papst Benedikt etwa in seiner
Botschaft zum Weltfriedenstag entschieden ablehnt.“ (rv 16.12.06 gs)