25 Jahre ist es her,
dass in Polen die Panzer rollten. General Jaruzelski rief das Kriegsrecht aus und
ließ die Führer der Gewerkschaft Solidarnosc verhaften. Tausende flüchteten aus dem
Land. Der 13. Dezember 1981 zählt zu den dunkelsten Kapiteln der polnischen Geschichte.
Die Diskussion über die Hintergründe dauert bis heute. Auch die Verwicklungen der
Kirche spielen dabei eine immer größere Rolle. Der jetzt in Ruhestand gegangene Kardinal
Józef Glemp wurde im selben Revolutionsjahr '81 Primas von Polen. Er wollte damals
eine Revolution unbedingt vermeiden. Er suchte das Gespräch mit General Jaruzelski.
Für die meisten Polen ist Jaruzelski bis heute der Unterdrücker, der die Panzer gegen
das eigene Volk schickte. Glemp urteilt etwas milder. "Wir standen im Kontakt,
er wollte eigentlich zwischen Sozialismus und der Kirche vermitteln und hatte sich
schon oft an die Kirche gewand. Er wollte zwar, dass der Sozialismus erhalten bleibt,
aber gleichzeitig sprach er sich dafür aus, dass es mehr Platz für die Kirche und
Opposition gibt. Aber Solidarnoscstrebte nach der Macht, und die Sozialisten
sagten, wir können die Macht nicht abgeben. Und das war das ganze Drama damals.“ Für
Glemp war die Eskalation nur eine Frage der Zeit; und so war es dann auch. Die Ausrufung
des Kriegsrechts war für die freie Gewerkschaft Solidarnosc fast ein Todesstoß. Viele
flohen ins Ausland oder zerbrachen am staatlichen Terror. Die Rolle der Kirche während
des Kriegsrechtes ist noch nicht eindeutig geklärt. Immer mehr Priestern werden jetzt
Spitzeltätigkeiten für den Geheimdienst vorgeworfen. Nach Schätzungen von Primas Glemp
haben 15 Prozent mit den Kommunisten gemeinsame Sache gemacht. "Die Durchleuchtung,
ist schon jetzt sehr schwierig. Wenn wir nicht den ganzen Mechanismus aufdecken, den
sich damalige Machthaber zu nutze gemacht haben, um die Intelligenz des Landes zu
manipulieren, dann wird man das nicht verstehen, was da passiert ist." (rv
12.12.06 ap/bp)