2006-12-08 18:29:33

D: Predigtpreis für Manuel Merten


RealAudioMP3 Am vergangenen Mittwoch ist zum siebten Mal in der Bonner Schlosskirche der Predigtpreis verliehen worden. Diese Auszeichnung wird nicht – wie man vermuten könnte – von irgendeinem Bischof oder einer Theologischen Ausbildungsstätte verliehen, nein sondern… vom Verlag für deutsche Wirtschaft! Der Verlag will damit einen Beitrag zur „Redekultur in den Kirchen im deutschsprachigen Raum leisten“. Preisträger sind in diesem Jahr zum einen Eberhard Jüngel für sein Lebenswerk und seine Verdienste in der homiletischen Arbeit. Zum anderen Manuel Merten in der Kategorie „Beste Predigt. Manuel Merten ist Dominikanerpater aus Walberberg bei Bonn. Er arbeitet in Rom als Assistent des Ordensmeisters für die Klausurschwestern. Wir haben ihn gefragt, was zu einer guten Predigt dazu gehört:
„Was gehört zu einer guten Predigt dazu. Das muss man eigentlich immer die Hörer fragen. Wenn die Hörer gerne zugehört haben und wenn sie etwa svon dem, was gesagt wurde, mitgenommen haben, dann war es eine gute Predigt, und wenn sie alle geschlafen haben, war es eine schlechte.“
Was unterscheidet eine Predigt von einem Vortrag? Was ist das Besondere?
„Ich denke, dass entscheiden andere ist, es findet erstens in einem ganz anderen Umfeld statt, wo man also schon von Glauben ausgeht und zweitens die Art und Weise der Vorbereitung ist eine Andere. Ich würde das mit dem ganz altmodischen Wort „Demut“ bezeichnen wollen. Die Vorbereitung auf einen Vortrag ist nicht unbedingt demütig. Da will man überzeugen, möglicherweise irgendein Produkt an den Mann bringen. Das würde ich bei einer Predigt so nicht sehen. Sondern bei der Predigt liegt die Demut darin, dass man selber möchte, dass Gottes Wort zum Tragen kommt.“
Worum ging es in der preisgekrönten Predigt?
„Ich war also Anfang des Jahres kurz nachdem die ersten Karikaturen über den Propheten Mohammed in westlichen Zeitungen erschienen waren, war ich in Pakistan und habe dort sehr intensiv gespürt, wie die Auswirkungen dieser Karikaturen im Land waren. Bei diesem Aufenthalt in Pakistan bin ich in der Dominikanerkirche in Bahawalpur gewesen, wo im Jahre 2001 relativ bald nach dem Attentat auf die Twintowers in New York Islamisten während eines Gottesdienstes in die Kirche eingedrungen sind und 17 Menschen erschossen haben und eine ganze Reihe von Verletzten zurückgelassen haben. Das war schon sehr bewegend; aber noch bewegender war, dass ich von den Mitbrüdern und –schwestern, also den Dominikanerinnen und Dominikanern, die diese Pfarrgemeinde in Bahawalpur betreuen, dass ich von denen erfahren habe, dass am nächsten Tag der alte Großimam von der Moschee von Lahore mit seinem Sohn, der jetzt aktuell dort Großimam ist, zu dieser Christengemeinde, zu unsern Mitbrüdern und Mitschwestern und sich entschuldigt hat. Einen Weg von neun Stunden im Auto in Kauf genommen hat, um deutlich zu machen ‚Das halten wir für Verrat an der Botschaft Allahs’.“
Das war also Versöhnung der Religionen praktisch umgesetzt, sozusagen?
„Es war für mich ein sehr bewegendes Gespräch und eine sehr bewegende Erfahrung. Und aus dieser Erfahrung heraus habe ich dann anschließend dann, diese Predigt gehalten, in der mich damit auseinandersetze, wie gefährlich Religion sein kann, weil sie ja immer auch die Tendenz in sich birgt, zu radikalisieren, aber wie viele Möglichkeiten in Religion auch stecken, um gerade Friedensfähigkeit zu fördern und die Menschen friedfertiger zu machen. Beides ist drin und wie kann man das eine und wie kann man das andere sicher stellen oder beziehungsweise vermeiden. Das war sozusagen das Ziel dieser Predigt – aber aus eigener Betroffenheit!“
(rv 231106 mc)








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