2006-12-01 13:37:17

Das neue Pfingsten in Istanbul


RealAudioMP3 Mit einer bewegenden Messe in der katholischen Kathedrale von Istanbul hat Papst Benedikt XVI. das Besuchsprogramm seiner viertägigen Türkei-Reise beendet. Der Gottesdienst in der nur wenige hundert Menschen fassenden Heilig-Geist-Kirche war erneut von Appellen zur Einheit unter den Christen geprägt. Birgit Pottler fasst zusammen:

Der Papst beschwor ein neues Pfingstfest und die Sprachenvielfalt in der Messe gab ihm Recht. Er selbst sprach Türkisch, Französisch, Italienisch und Latein, die Chöre sangen aramäisch, armenisch, syrisch, deutsch und der Patriarch sprach griechisch.
Die Gläubigen in der Kirche waren handverlesen, unter ihnen der Ehrengast Bartholomaios I, Vertreter verschiedener Riten und Konfessionen, und einige Politiker. Benedikt XVI. feierte Gottesdienst ganz im Sinn des ökumenischen Anlasses seiner Reise. Schon Johannes Paul II. hatte an gleicher Stelle betont,
„dass das heraufziehende neue Jahrtausend „auf einer Kirche aufbaut, die ihre volle Einheit wieder gefunden hat, um besser Zeugnis zu geben, um die schrecklichen Spannungen dieser Welt zu überwinden mit der alles übersteigenden Liebe, die Gott in seinem Sohn sichtbar macht“ (Predigt in der Kathedrale von Istanbul, N. 5). Dieser Wunsch ist noch nicht wahr geworden, aber das Verlangen des Papstes ist noch immer das gleiche.“
Und deswegen müsse die „ökumenische Perspektive“ an erster Stelle stehen, das Sorgen der Kirche bestimmen, so der Papst. Die zweite Sorge seiner Türkeireise sprach Benedikt an: Die kleine bedrohte Schar der Christen. Ihnen vor allem machte er Mut.
„Wie könnten die Christen das, was sie empfangen haben, alleine für sich behalten? Wie könnten sie diesen Schatz einbehalten und diese Quelle verbergen? Die Mission der Kirche besteht nicht darin, Macht zu verteidigen, auch nicht darin, Reichtümer zu besitzen. Ihre Mission ist es, Christus zu schenken, am Leben Christi teilhaben zu lassen.“
Indirekt, aber mit konkretem Bezug zum Alltag der Christen in Istanbul, erinnerte Benedikt an das Problemthema: Religionsfreiheit.
„Eure Gemeinschaften kennen den demütigen Weg, jeden Tag gemeinsam mit denen zu leben, die unseren Glauben nicht teilen, aber "sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen“ (Lumen Gentium, 16), Ihr wisst gut, dass die Kirche niemandem etwas aufzwingen will, dass sie schlicht frei sein will, zu offenbaren, was sie nicht verbergen kann.“
Die historische ökumenische Geste gab es am Ende. In der Göttlichen Liturgie zum Andreasfest hatte der Patriarch den Papst gebeten, das Vater Unser zu sprechen, in der katholischen Messfeier umarmte der Mann vom Stuhl Petri den vom Stuhl Andreae zum Friedensgruß und überließ ihm das Segensgebet auf Griechisch. In der Kirche: Jubel, Schleier, die von den Haaren herabfallen, so sehr klatschen und springen ihre Trägerinnen. Vor der Kirche: Tumultartige Szenen, lachende Menschen und eine neu gesegnete Statue von Johannes XXIII. Sie können doch mit den Päpsten, die Menschen in der Türkei. Die mit Spannung erwartete Türkeireise hatte ein frohes Ende gefunden.
(rv 01.12.06 bp)







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