Mit einer bewegenden
Messe in der katholischen Kathedrale von Istanbul hat Papst Benedikt XVI. das Besuchsprogramm
seiner viertägigen Türkei-Reise beendet. Der Gottesdienst in der nur wenige hundert
Menschen fassenden Heilig-Geist-Kirche war erneut von Appellen zur Einheit unter den
Christen geprägt. Birgit Pottler fasst zusammen:
Der Papst beschwor ein neues
Pfingstfest und die Sprachenvielfalt in der Messe gab ihm Recht. Er selbst sprach
Türkisch, Französisch, Italienisch und Latein, die Chöre sangen aramäisch, armenisch,
syrisch, deutsch und der Patriarch sprach griechisch. Die Gläubigen in der Kirche
waren handverlesen, unter ihnen der Ehrengast Bartholomaios I, Vertreter verschiedener
Riten und Konfessionen, und einige Politiker. Benedikt XVI. feierte Gottesdienst ganz
im Sinn des ökumenischen Anlasses seiner Reise. Schon Johannes Paul II. hatte an gleicher
Stelle betont, „dass das heraufziehende neue Jahrtausend „auf einer Kirche aufbaut,
die ihre volle Einheit wieder gefunden hat, um besser Zeugnis zu geben, um die schrecklichen
Spannungen dieser Welt zu überwinden mit der alles übersteigenden Liebe, die Gott
in seinem Sohn sichtbar macht“ (Predigt in der Kathedrale von Istanbul, N. 5). Dieser
Wunsch ist noch nicht wahr geworden, aber das Verlangen des Papstes ist noch immer
das gleiche.“ Und deswegen müsse die „ökumenische Perspektive“ an erster Stelle
stehen, das Sorgen der Kirche bestimmen, so der Papst. Die zweite Sorge seiner Türkeireise
sprach Benedikt an: Die kleine bedrohte Schar der Christen. Ihnen vor allem machte
er Mut. „Wie könnten die Christen das, was sie empfangen haben, alleine für
sich behalten? Wie könnten sie diesen Schatz einbehalten und diese Quelle verbergen?
Die Mission der Kirche besteht nicht darin, Macht zu verteidigen, auch nicht darin,
Reichtümer zu besitzen. Ihre Mission ist es, Christus zu schenken, am Leben Christi
teilhaben zu lassen.“ Indirekt, aber mit konkretem Bezug zum Alltag der Christen
in Istanbul, erinnerte Benedikt an das Problemthema: Religionsfreiheit. „Eure
Gemeinschaften kennen den demütigen Weg, jeden Tag gemeinsam mit denen zu leben, die
unseren Glauben nicht teilen, aber "sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns
den einen Gott anbeten, den barmherzigen“ (Lumen Gentium, 16), Ihr wisst gut, dass
die Kirche niemandem etwas aufzwingen will, dass sie schlicht frei sein will, zu offenbaren,
was sie nicht verbergen kann.“ Die historische ökumenische Geste gab es am
Ende. In der Göttlichen Liturgie zum Andreasfest hatte der Patriarch den Papst gebeten,
das Vater Unser zu sprechen, in der katholischen Messfeier umarmte der Mann vom Stuhl
Petri den vom Stuhl Andreae zum Friedensgruß und überließ ihm das Segensgebet auf
Griechisch. In der Kirche: Jubel, Schleier, die von den Haaren herabfallen, so sehr
klatschen und springen ihre Trägerinnen. Vor der Kirche: Tumultartige Szenen, lachende
Menschen und eine neu gesegnete Statue von Johannes XXIII. Sie können doch mit den
Päpsten, die Menschen in der Türkei. Die mit Spannung erwartete Türkeireise hatte
ein frohes Ende gefunden. (rv 01.12.06 bp)