2006-11-30 10:42:16

Stichwort: Hagia Sophia


Die Hagia Sophia, heute ein Museum, galt einst als die Hauptkirche der orthodoxen Welt. Den Christen ist sie eine Erinnerung an die Zeit vor der Spaltung zwischen Katholiken und Orthodoxen, als sie noch Patriarchatskirche der byzantinischen Reichshauptstadt Konstantinopel war. Den türkischen Muslimen gilt sie als Symbol für ihren Besitzanspruch auf die Stadt, denn nach der Besetzung Konstantinopels durch die Osmanen1453 wandelte Sultan Mehmet der Eroberer sie persönlich in eine Moschee um.

Kaiser Konstantin errichtete die der „göttlichen Weisheit“ geweihte Basilika im Jahr 360 an Stelle mehrerer Tempel. Zwei Mal, 404 und 532, wurde die Kirche von Feuerbrünsten zerstört. Für den zweiten Wiederaufbau wollte Justinian hier das größte Gotteshaus der Christenheit bauen. Er ließ dazu die wertvollsten Materialen und Marmor aus dem gesamten Kaiserreich nach Konstantinopel holen. 10.000 Arbeiter brauchten sechs Jahre, bis die Hagia Sophia 537 wieder eröffnet werden konnte. Die Kreuzfahrer eroberten Konstantinopel 1204 und plünderten die Basilika. 1453 fiel die Stadt in die Hände der Osmanen; die Hagia Sophia wurde zur Moschee. Als muslimischer Gebetsraum empfing sie großzügige Schenkungen der Sultane. Die herrlichen Mosaiken mit christlich-byzantinischen Darstellungen wurden nicht zerstört. Erst im 18. Jahrhundert verschwanden sie unter einer Schicht Stuck. Für die Restaurierung ließ Sultan Abdulmegid 1847 zwei Schweizer Architekten aus dem Tessin kommen. Seit 1935 ist die Hagia Sophia auf Anordnung des türkischen Staatsgründers Atatürk ein Museum, der mit diesem Akt Christen und Moslems versöhnen wollte.
Architektonisch stellt sie die Synthese einer dreischiffigen Langhausbasilika (Bischofskirche) und eines Kuppelbaus (Kaiserkirche) dar. Die Scheitelhöhe beträgt 55 Meter, die Spannweite der Kuppel 32 Meter, wobei die Kuppel auf vier Säulen ruht. Die Hagia Sophia ist das letzte bedeutende Bauwerk der Spätantike und zugleich das erste Beispiel einer spezifisch byzantinischen Architektur, in der die Kuppel zum prägenden Element des Kirchenbaus wurde.
Benedikt XVI. wird der dritte Papst sein, der die Hagia Sophia besucht. Vor ihm waren Paul VI. im Jahr 1967 und Johannes Paul II. im Jahr 1979 an diesem Ort.
(rv 29.11.06 gs)








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