Mitten im Galata-Viertel betreiben Barmherzige Schwestern aus Österreich eines der
letzten noch verbliebenen Ordensspitäler in der Türkei. Rechtlich hängt diese Einrichtung,
die im 19. Jahrhundert während einer Lepra-Epidemie gegründet wurde und am Anfang
nichts als eine Baracke war, völlig in der Luft. Personal und die meisten Patienten
sind Türken, darunter fast alle Arme ohne jedwede Sozialversicherung. Im Moment werden
hier auch viele Afrikaner und Flüchtlinge aus dem Irak behandelt. Schwester Heliodora
Strobl, die Oberin, macht sich große Sorgen um den Fortbestand des St.-Georg-Krankenhauses.
Zum Papstbesuch sagt sie: „Am Anfang hatte ich irgendwie Sorge, aber jetzt ist
das eigentlich locker geworden; ich verfolge das auch viel im Fernsehen, und wie ich
das so sehe und was ich auch von unserem Personal so höre, ist das sehr positiv. Das
Personal hat auch gesagt: Am Anfang hat es kritisch ausgesehen, aber jetzt geht alles
so schön gelassen dahin. Das freut eigentlich alle… Viele haben auch gefragt, warum
kommt der Papst eigentlich nicht in das österreichische Krankenhaus? Das wäre für
uns eine sehr große Freude gewesen.“ Nicht nur Schwester Heli hätte sich über einen
Papstbesuch gefreut. Viele christliche Einrichtungen und viele Katholiken in der Türkei
haben das Gefühl, dass Benedikt sie bei dieser Visite zu sehr links liegen lässt.
Im Gespräch beklagen sie sich, dass im ursprünglichen Reiseprogramm des Papstes noch
nicht mal die Messe in Ephesus oder die Messe in Istanbul vorgesehen gewesen seien.
Katholische Verantwortliche vor Ort hätten sich vom Vatikan vergessen und vernachlässigt
gefühlt. Umso dankbarer seien sie, dass das Programm noch mal geändert worden sei,
um auch Begegnungen mit den katholischen Christen einzuschließen. (rv 30.11.06
sk)