Papst Benedikt XVI. und Patriarch Bartholomaios I. wollen die ökumenische Zusammenarbeit
in ihren Kirchen weiter stärken. Außerdem treten sie - „bei aller Offenheit für andere
Religionen“ - für die Stärkung christlicher Werte in der EU ein und fordern den Schutz
religiöser und kultureller Minderheiten. Das sind die zentralen Aussagen ihrer mit
Spannung erwarteten Gemeinsamen Erklärung, die Benedikt und Bartholomaios im Anschluss
an die „Göttliche Liturgie“ unterzeichneten. Der große Durchbruch bei der Ökumene
zwischen katholischer und orthodoxer Kirche ist heute in Istanbul erwartungsgemäß
ausgeblieben, doch enthält das Dokument wichtige Punkte. Hier die Kernsätze.
Der
Heilige Geist wird uns helfen, den großen Tag der Wiederherstellung der vollen Einheit
vorzubereiten, wann und wie Gott es will.
Was die Beziehungen zwischen der
Kirche von Rom und der Kirche von Konstantinopel betrifft, ist an den feierlichen
Akt der Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation zu erinnern, der über Jahrhunderte
und bis heute die Beziehungen zwischen unseren Kirchen negativ beeinflusst. Noch haben
wir nicht alle positiven Folgen dieses Aufhebungs-Aktes aufgeschöpft, die sich daraus
für unseren Weg zur vollen Einheit ergeben.
Zur Vollversammlung der gemischten
Kommission für den theologischen Dialog, die vor kurzem in Belgrad tagte, haben wir
unsere große Freude über die Wiederaufnahme des theologischen Dialogs zum Ausdruck
gebracht. Beim Behandeln des Themas „Konziliarismus und Autorität in der Kirche“ auf
lokaler, regionaler und universeller Ebene ist die Kommission in eine Untersuchungsphase
über die ekklesiologischen und kirchenrechtlichen Folgen der sakramentalen Natur der
Kirche eingetreten. Dies wird es ermöglichen, einige der prinzipiellen, noch strittigen
Fragen zu erörtern.
Wir können nicht an der Zunahme der Säkularisierung, des
Relativismus, auch des Nihilismus vorbeisehen, vor allem in der westlichen Welt. All
das verlangt eine erneuerte und wirksame, an die Kulturen unserer Zeit angepasste
Verkündigung des Evangeliums. Unsere Traditionen stellen für uns ein Erbe dar, das
andauernd geteilt, angeboten und aktualisiert werden muss. Deshalb müssen wir unsere
Zusammenarbeit und unser Zeugnis vor allen Nationen verstärken.
Wir haben
den Weg zu einer Bildung der Europäischen Union positiv beurteilt. Die Akteure dieses
großen Unterfangens werden alles Aspekte in Betracht ziehen, die den Menschen und
seine unveräußerlichen Rechte berühren, vor allem die Religionsfreiheit, Zeuge und
Garant des Respekts für jede andere Form der Freiheit. In jeder Einigungsidee müssen
die Minderheiten mit ihren kulturellen Traditionen und ihren religiösen Eigenheiten
geschützt werden. In Europa müssen wir – bei gleichzeitiger Offenheit für die anderen
Religionen und ihren Beitrag zur Kultur - unsere Anstrengungen einen, um die christlichen
Wurzeln, Traditionen und Werte zu erhalten, mit dem Ziel, den Respekt vor der Geschichte
zu wahren und zur zukünftigen Kultur Europas sowie zur Qualität der menschlichen Beziehungen
auf allen Ebenen beizutragen.
Wir sind dazu berufen, gemeinsam für den Respekt
der Menschenrechte einzutreten. Wir wollen vor allem bestätigen, dass das Töten Unschuldiger
im Namen Gottes eine Beleidigung Gottes und der menschlichen Würde ist. (rv 30.11.06
gs)