2006-11-30 13:24:47

Gemeinsame Erklärung: Kernsätze


Papst Benedikt XVI. und Patriarch Bartholomaios I. wollen die ökumenische Zusammenarbeit in ihren Kirchen weiter stärken. Außerdem treten sie - „bei aller Offenheit für andere Religionen“ - für die Stärkung christlicher Werte in der EU ein und fordern den Schutz religiöser und kultureller Minderheiten. Das sind die zentralen Aussagen ihrer mit Spannung erwarteten Gemeinsamen Erklärung, die Benedikt und Bartholomaios im Anschluss an die „Göttliche Liturgie“ unterzeichneten. Der große Durchbruch bei der Ökumene zwischen katholischer und orthodoxer Kirche ist heute in Istanbul erwartungsgemäß ausgeblieben, doch enthält das Dokument wichtige Punkte. Hier die Kernsätze.

Der Heilige Geist wird uns helfen, den großen Tag der Wiederherstellung der vollen Einheit vorzubereiten, wann und wie Gott es will.

Was die Beziehungen zwischen der Kirche von Rom und der Kirche von Konstantinopel betrifft, ist an den feierlichen Akt der Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation zu erinnern, der über Jahrhunderte und bis heute die Beziehungen zwischen unseren Kirchen negativ beeinflusst. Noch haben wir nicht alle positiven Folgen dieses Aufhebungs-Aktes aufgeschöpft, die sich daraus für unseren Weg zur vollen Einheit ergeben.

Zur Vollversammlung der gemischten Kommission für den theologischen Dialog, die vor kurzem in Belgrad tagte, haben wir unsere große Freude über die Wiederaufnahme des theologischen Dialogs zum Ausdruck gebracht. Beim Behandeln des Themas „Konziliarismus und Autorität in der Kirche“ auf lokaler, regionaler und universeller Ebene ist die Kommission in eine Untersuchungsphase über die ekklesiologischen und kirchenrechtlichen Folgen der sakramentalen Natur der Kirche eingetreten. Dies wird es ermöglichen, einige der prinzipiellen, noch strittigen Fragen zu erörtern.

Wir können nicht an der Zunahme der Säkularisierung, des Relativismus, auch des Nihilismus vorbeisehen, vor allem in der westlichen Welt. All das verlangt eine erneuerte und wirksame, an die Kulturen unserer Zeit angepasste Verkündigung des Evangeliums. Unsere Traditionen stellen für uns ein Erbe dar, das andauernd geteilt, angeboten und aktualisiert werden muss. Deshalb müssen wir unsere Zusammenarbeit und unser Zeugnis vor allen Nationen verstärken.

Wir haben den Weg zu einer Bildung der Europäischen Union positiv beurteilt. Die Akteure dieses großen Unterfangens werden alles Aspekte in Betracht ziehen, die den Menschen und seine unveräußerlichen Rechte berühren, vor allem die Religionsfreiheit, Zeuge und Garant des Respekts für jede andere Form der Freiheit. In jeder Einigungsidee müssen die Minderheiten mit ihren kulturellen Traditionen und ihren religiösen Eigenheiten geschützt werden. In Europa müssen wir – bei gleichzeitiger Offenheit für die anderen Religionen und ihren Beitrag zur Kultur - unsere Anstrengungen einen, um die christlichen Wurzeln, Traditionen und Werte zu erhalten, mit dem Ziel, den Respekt vor der Geschichte zu wahren und zur zukünftigen Kultur Europas sowie zur Qualität der menschlichen Beziehungen auf allen Ebenen beizutragen.

Wir sind dazu berufen, gemeinsam für den Respekt der Menschenrechte einzutreten. Wir wollen vor allem bestätigen, dass das Töten Unschuldiger im Namen Gottes eine Beleidigung Gottes und der menschlichen Würde ist.
(rv 30.11.06 gs)







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