Lombardi, keine Sorge wegen Al Kaida Die angeblichen Terrordrohungen von
Al Kaida sind für den Vatikan kein Anlass zur Sorge. Vatikan-Sprecher P. Federico
Lombardi erklärte am Abend in Istanbul: "Es gibt keine Besorgnis, weder von Seiten
des Papstes noch von Seiten seines Gefolges". Botschaften wie diese bestätigten lediglich
ein Mal mehr, die Dringlichkeit, dass "alle Kräfte, die gegen den Einsatz von Gewalt"
seien, gemeinsam arbeiteten. Alle Religionen müssten gemeinsam betonen, dass sie den
Einsatz jeglicher Gewalt im Namen Gottes entschieden ablehnen, so Lombardi. Zuvor
war im Internet eine El Kaida zugeschriebene Erklärung aufgetaucht, die den Türkei-Besuch
Benedikt XVI. als einen "Kreuzzug gegen den Islam" verurteilte, der die Türkei der
muslimischen Welt entfremden. Verantwortlich für die Drohung sei die Gruppe "Islamischer
Staat im Irak", die nach eigenen Angaben Teil des Terrornetzwerks ist. (ansa/rv
29.11.06 bp)
Istanbul: Papst trifft Ökumenischen
Patriarchen Die Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.
ist der Höhepunkt der Türkeireise von Papst Benedikt XVI. Der Patriarch ist das geistliche
Oberhaupt von mehr als 350 Millionen orthodoxer Christen weltweit. Der Titel "Ökumenischer
Patriarch" geht auf die Antike zurück; er signalisiert die weltweite Verantwortung
des Erzbischofs des "Neuen Rom", auch wenn die heutigen türkischen Machthaber sich
mit dieser Funktion des Patriarchen nicht anfreunden können und Bartholomaios und
sein Stab sich nicht nur während der jetzigen Papstreise starken Anfeindungen ausgesetzt
sahen. Gegen 18.30 Mitteleuropäischer Zeit betrat Benedikt XVI. die Patriarchalkirche
St. Georg. Sie ist Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut, im byzantinischen Stil, aber
ohne Kuppel, um keinerlei Anklänge an Moscheen aufkommen zu lassen. Das Oberhaupt
der römisch-katholischen Kirche bekräftigte vor dem der griechisch-orthodoxen Kirche
die gegenseitige Liebe, die beide Kirchen verbinde. "Auf dem Grund dieser gegenseitigen
Liebe haben sich die neuen Beziehungen zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel
entwickelt", so Benedikt, und erinnerte an die Aufhebung des Anathema von 1054 und
die Versöhnungsgesten von Paul VI. und Johannes Paul II. Die sieben Ökumenischen Konzile,
die in diesem Teil der östlichen Welt statt gefunden hätten, seien bleibende Meilensteine
auf dem Weg zur vollen Einheit. Das Treffen jetzt möge helfen, "die Reise fortzusetzen,
die uns zur vollen Versöhnung und dem Frieden der Kirchen führt". (rv 29.11.06
bp)
Fokolare: "Die türkische Kirche stirbt“ Hätte
der Papst mit seiner Reise an den Bosporus angesichts der dortigen Gemengelage nicht
noch etwas warten sollen, vielleicht noch ein Jahr? Nein, sagt Dirk Kennis sehr entschieden.
Der Berliner ist Mitglied der Fokolarbewegung und lebt seit acht Jahren in Istanbul.
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios habe ihm gesagt, es dränge ihn, endlich mit
dem neuen Papst eine persönliche Beziehung aufzubauen. Und auch mit Blick auf die
islamische Mehrheit der Türken sei die Papstreise überfällig gewesen. „Was
den interreligiösen Dialog angeht, glaube ich, dass es ein sehr guter Moment war.
Wir wissen alle, dass es sehr heftige Reaktionen hier in der Türkei gegeben hat, schon
bei der Papstwahl – weil die Türken wussten, dass Kardinal Ratzinger sich sehr kritisch
geäußert hatte gegen eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union.“ Und
dann war da ja auch die Regensburger Rede des Papstes und die teilweise sehr heftigen
Reaktionen darauf gerade in der Türkei. „Insofern denke ich aber auch, dass
es wirklich der richtige Moment ist, weil es bald auch zu wirklichen Zeichen der Brüderlichkeit
und Versöhnlichkeit kommen sollte. Und was wir heute Nachmittag in Ankara erlebt haben,
besonders in der Begegnung des Heiligen Vaters mit dem Präsidenten des Religionsamtes,
war ein echtes, aufrichtiges Zeichen des Wunsches nach Brüderlichkeit, nach Versöhnlichkeit.“ Der
Papst kommt also rechtzeitig für die Moslems und für die Orthodoxen – nur nicht für
die Katholiken. Sagt Dirk Kennis. Für die türkischen Katholiken sei es eigentlich
schon zu spät, ihnen helfen zu wollen – ihre Zahl gehe immer mehr gegen Null. „Die
Kirchen sind sonntags relativ gefüllt – aber meistens mit illegalen Einwanderern,
die hier auf eine Ausreise nach Kanada, in die USA oder nach Australien warten. Vor
allem Filipinos, aber auch Chaldäer aus dem Irak. Insofern sind wir wirklich dankbar,
dass der Heilige Vater den Weg hierhin gefunden hat. Es ist, glaube ich, vor allem
für die katholischen Kirchen ein wichtiges Zeichen, dass sie von der Weltkirche unterstützt
werden. Daß der Papst auch persönlich für sie dasein möchte.“ Allerdings, daran
lässt Kennis keinen Zweifel: Der Papst kann den Katholiken eigentlich nur Mut zusprechen
und nichts erreichen. Jedenfalls nicht bei den Politikern in Ankara. „Mit relativer
Sicherheit muß man feststellen, dass die Hoffnungen auf die derzeitige Regierung,
dass nämlich die Bestrebung einer Annäherung an die EU auch zu Erleichterungen für
die Christen hier führen würde, enttäuscht wurden. Ich weiß von höchsten christlichen
Autoritäten hier in der Türkei, dass ihre Einschätzung so ist, dass im Grunde genommen
seit dem Antritt dieser Regierung die Konditionen für die Kirchen schwieriger geworden
sind und nicht leichter, wie man anfangs gehofft hatte.“ Einziger Ausweg für
die Christen wäre eine ehrliche Option für die Türkei, der EU beizutreten. Vielleicht
steckt diese Überlegung auch hinter der Meldung, dass sich jetzt auch der Papst die
Türkei in der EU vorstellen könnte. „Ich glaube schon, dass eine Erleichterung
für die christlichen Kirchen hier in der Türkei einhergehen würde mit einem Prozess,
der auf einen Eintritt der Türkei in die EU hinausläuft. Wenn das nicht stattfindet,
gibt es hier auch keine Motivation mehr, die Situation der Christen in der Türkei
zu erleichtern.“ Und diese Lage der Christen ist wirklich verzweifelt, sagt
Kennis – eigentlich, wiederholt er, sei es für sie schon zu spät. „Ich muss
sagen, dass ich in den letzten Jahren relativ skeptisch geworden bin. Wir sind mit
den katholischen Christen in der Türkei an einem Punkt, der sich numerisch gesehen
der Null nähert. Ich muss auch sagen, dass manchmal die Situation etwas schöngeredet
wird, etwa durch Christen, die zugereist kommen, oder Immigranten, die auf eine Ausreise
warten… von mir aus auch durch deutsche Pensionäre, die jetzt in der Südtürkei ihren
Wohnsitz nehmen. Tatsache ist, dass die Anzahl der türkischen Katholiken sich der
Null nähert.“ 32.000 Katholiken im Land, etwa 0,04 Prozent der Bevölkerung
– aber nur die wenigsten von ihnen sind Einheimische. Das bedeutet: Das katholische
Christentum hat im zweiten Rom seine Wurzeln verloren. Die letzten türkischen Christen
emigrieren. „Das heißt: Die größten Schwierigkeiten, die die christliche Kirche
hier hat, sind nicht so sehr Rechtsfragen in Bezug auf Besitz, sondern sind die Lebensbedingungen
der Christen. Und da spielen gesellschaftspolitische Bedingungen die größte Rolle.
Ich glaube, dass das auch dem Heiligen Vater bewusst ist: Es geht um Existenzsicherung.
Es geht darum, dass ein Familienvater seine Frau und seine Kinder ernähren können
muss. Es geht darum, dass er eine Arbeit finden muss! Und Tatsache ist, dass es in
der Türkei, obwohl es öffentlich dieses Recht gibt, aber in der Praxis für einen Christen
kaum möglich ist, in Wirtschaft, Industrie, einer Firma oder irgendwelchen staatlichen
Stellen eine Arbeit zu finden. Die einzige Möglichkeit für einen Christen in der Türkei,
seine Familie zu ernähren, besteht in irgendeiner selbständigen Arbeit, und wenn er
mit irgendeinem Bauchladen Simit verkauft, diese Sesamringe.“ Aus Gesprächen
und Kontakten kennt Kennis zahlreiche Einzelfälle. „Alleine von den Freunden
der Fokolarbewegung hier in der Türkei haben die Hälfte der Familienväter, die wir
kennen und die uns nahe stehen, in den letzten paar Jahren ihre Arbeit verloren, und
zwar ihre selbständige Arbeit! Weil viele handwerklich tätig sind und die Industrialisierung
derart fortschreitet, dass sie im Grunde genommen mit ihren handwerklich hergestellten
Produkten nicht mehr existenzfähig sind.“ Die einzige Hoffnung für sie wäre
eine selbständige Arbeit, aber: „Sie suchen danach, und sie finden sie nicht.
Also suchen sie sie im Ausland, und die Kirche wird immer kleiner und geringer.“ In
seinen acht Jahren im Land hat Kennis das türkische Volk schätzen gelernt. Er beobachtet
den immer wieder aufkommenden Nationalismus und hofft auf taktisches Geschick auf
europäischer Seite, um die Türken nicht zu verprellen. „Die sind ein Volk, das
durch die Geschichte so verletzt worden ist, dass sie ständig um ihre Identität kämpfen.
Das heißt: Wenn sie dort einen Dämpfer erhalten, wehren sie sich umso stärker gegen
Druck von außen. Und da sind ihnen auch diplomatische Regeln ziemlich egal. Das heißt:
Man müsste ihnen eine innere Motivation geben, müsste ihnen Wege zeigen, wie sie ohne
Gesichtsverlust den Weg nach Europa finden können und dort auch ihre Identität erhalten.“
Ein besonderes Ärgernis ist für den Fokolar-Mann die Spaltung unter den Christen.
Das schwäche die kleine Herde angesichts der islamischen Übermacht in der Türkei. „Wie
soll ein Moslem – und viele der Moslems hier im Land haben nicht viel kulturelle Bildung
– einen Orthodoxen von einem Katholiken, einem Anglikaner oder einem Protestanten
unterscheiden? Das heißt: Wenn Freikirchen in die Türkei kommen und hier Proselytismus
betreiben in dem festen Glauben, Gutes zu tun – dann sind das Christen, die da Proselytismus
betreiben, und das wird mir als Katholiken und auch meinen orthodoxen Brüdern als
eine Verfehlung vorgeworfen. Es wird uns Christen vorgeworfen – dabei tut die Amtskirche
das nicht. Das größte Problem für uns Christen ist die Glaubwürdigkeit, die wir nur
herstellen können, wenn wir mit einer Stimme sprechen und in gleicher oder ähnlicher
Weise auch handeln.“ Im Westen werfen Politiker oft dem Islam vor, er spreche
ja gar nicht mit einer Stimme. Das Gleiche könnten auch Moslems von den Christen sagen,
findet Dirk Kennis mit Blick auf Istanbul – sie könnten es sogar mit noch mehr Recht
sagen. „Es ist für mich beschämend zu sehen, wenn öffentliche Veranstaltungen
die Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen in der Türkei einladen, und wir haben
einen Vertreter des Judentums und nur einen Vertreter des Islam, aber vier verschiedene
Vertreter der Christen.“ (rv 29.11.06 sk)
EU: Beitrittsverhandlungen
mit Türkei teilweise aussetzen Auch während der Papstreise in die Türkei gehen
die politischen Entscheidungen voran: Die Eurpäische Union will die Beitrittsverhandlungen
teilweise aussetzen. Früher als erwartet zog die EU-Kommission Konsequenzen aus dem
Scheitern einer Lösung im Handelsstreit um Zypern. In einer vorgezogenen Entscheidung
forderte die Kommission die EU-Staaten heute auf, über acht der insgesamt 35 Verhandlungsbereiche
vorerst nicht zu sprechen. "Die Kommission will der Türkei deutlich machen, dass die
ihre Verpflichtungen einhalten muss", sagte ein hochrangiger Kommissionsvertreter.
Am Montag war der letzte Anlauf der finnischen EU-Präsidentschaft gescheitert, eine
Einigung zwischen der Türkei und EU-Mitglied Zypern über ein Ende der Handelsblockade
zu erreichen.
(reuters 29.11.06 bp)
D: Lehmann, Impulse
für EU-Beitritt Kardinal Karl Lehmann erwartet vom Papstbesuch in der Türkei
Impulse für eine Annäherung des Landes an die EU. Voraussetzung sei allerdings, dass
Christen in der Türkei die gleichen Rechte wie Muslime erhielten, so der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz heute Morgen im Deutschlandfunk. Lehmann betonte,
auch ein muslimisches Land könne Mitglied der EU werden. (df 29.11.06 bp)
Benedikt
XVI: "Frieden für die Welt!", Heilige Messe in Ephesus Papst Benedikt XVI.
hat bei seinem ersten Gottesdienst in der Türkei zum Frieden im Nahen Osten aufgerufen.
Er war heute morgen von Ankara nach Izmir geflogen, um in einem Marienwallfahrtsort
in der westtürkischen Hafenstadt Ephesus eine Messe zu feiern Hören sie mehr von Pater
Max Cappabianca OP:
Etwa 500 Menschen nahmen bei strahlendem Sonnenschein
an dem Gottesdienst in dem Marienwallfahrtsort Ephesus teil: Ein kleiner, fast intimer
Rahmen für den Papst, der sonst Messen mit Zehntausenden Pilgern gewohnt ist. Dem
Theologenpapst bedeutet es viel, am Ort des Konzils von Ephesus 431 zu sein, auf dem
das erste Mariendogma verkündet wurde und wo nach der Überlieferung der Evangelist
Johannes die Mutter Jesu aufgenommen haben soll.
In seiner Predigt griff
er die erste Lesung aus dem Epheserbrief auf, dem das Motto der Papstreise entnommen
ist: „Christus ist unser Friede.“ Frieden für alle Nationen und besonders für das
Heilige Land – so dann auch der Appell des Papstes in seiner Predigt:
„Von
diesem Streifen der anatolischen Halbinsel, einer natürlichen Brücke zwischen den
Kontinenten, erbitten wir Frieden und Versöhnung besonders für jene, die in dem Land
wohnen, das wir „heilig“ nennen, und als solches sowohl von den Christen, als auch
von den Juden und den Moslems angesehen wird. Frieden der ganzen Menschheit!“
Frieden
– auch eine ökumenische Aufgabe, so Benedikt:
„Gerade in dieser Perspektive
einer universalen Befriedung wird die Sehnsucht nach der vollen Einheit und Eintracht
unter allen Christen tiefer und intensiver.“
Mit seiner Reise wolle
er die geistliche Verbundenheit mit der kleinen christlichen Minderheit des Landes
bekunden, die täglich vor „nicht geringen Herausforderungen und Schwierigkeiten“ stünde.
Auch erinnerte an den im Februar in Trabzon ermordeten Priester Andrea Santoro. Sein
Tod sei ein Zeugnis für einen mit Freude gelebten Glauben, so der Papst. Die Christen
in der Türkei rief er zu Furchtlosigkeit auf. Im Vertrauen auf Gott sei Maria ein
Vorbild, sie habe auch in Schwierigkeiten Gott im „Magnificat“ Lob und Dank gesungen.
Am Schluss der Predigt betet der Papst, Maria möge immer den Weg der Menschen
begleiten, auf italienisch und – auf Türkisch!
„Du, Mutter der Kirche,
begleite immer unseren Weg! Heilige Maria Mutter Gottes, bitte für uns! Aziz Meryem
Mesih’in Annesi bizim için Dua et”. Amen.” (rv 291106 mc)
Türkische
Presseschau vom 29.11.06 Der Besuch Benedikts XVI. stößt weltweit auf Interesse.
"Pastoral-politisch" titelt die FAZ, die "New York Times" betont, wie wichtig die
Debatte über Minderheiten und religiöse Rechte ist und die italienische "La Reppublica"
schriebt: "Der Papst reicht dem Islam die Hand". Die türkische Presse lobt wider Erwarten
die "kreuzlose Fahrt" des Kirchenoberhaupts. Stefan Kempis berichtet aus dem türkischen
Blätterwald:
Alle Zeitungen reden auf Seite eins vom Papst in der Türkei.
Alle? Nein. „Vakit“, ein Blatt islamischer Fundamentalisten, hat für die Titelseite
wichtigere Themen gefunden. Tenor aller Zeitungen ansonsten: Papst sagt ein vorsichtiges
Ja zu einem EU-Beitritt der Türkei. „Es hat gut angefangen“, schreibt die „Hurriyet“
auf Seite eins und zeigt den Papst in einträchtigem Plausch mit dem Islamvertreter
Bardakoglu. Untertitel: „Er hat sich beinahe entschuldigt.“ Eine andere Überschrift
urteilt, beim Staatspräsidenten habe es für Benedikt nur einen drittklassigen Empfang
gegeben, sogar ohne Hymne des Vatikans. Der Leitartikler nennt den Besuch „kritisch“;
Erdogan habe, um Benedikt zu empfangen, über seinen Schatten springen müssen. „Dieser
Besuch hat der Welt das Herz gewärmt“ – so macht „Milliyet“ auf. Die Artikel kreisen
um Äußerungen des Papstes, dass der Islam eine Religion des Friedens sei, und wundern
sich, dass der Mann aus Rom erst gegen den EU-Beitritt der Türkei war und jetzt angeblich
auf einmal dafür. Es sei eine große Geste des Ministerpräsidenten Erdogan gewesen,
dem Papst bis auf das Rollfeld von Ankara entgegenzukommen. Leichte Verwunderung wird
deutlich, wenn die Zeitung den Papst auf einer Seite voller Fotos in lauter verschiedenen
Gewändern zeigt: in Weiß, mit Mantel, mit Käppchen und ohne, mit rotem Überhang usw.
Untertitel: „Er gibt uns seine Botschaft in verschiedenen Verkleidungen“ – eine Einschätzung
nicht ohne Doppelsinn. Wie auch andere Zeitungen findet „Milliyet“, Bardakoglu habe
dem Gast aus Rom harte Wahrheiten gesagt. „Aksam“ ist ein Blatt, das viele dem
eher islamistischen Umfeld zurechnen – aber es bringt ein Foto des Papstes, zusammen
mit Erdogan, auf seiner Titelseite. Überschrift: „Der Papst setzt sich über zwei Krisen
hinweg und kommt in die Türkei.“ Mit den zwei Krisen sind einmal die umstrittenen
Papst-Worte von Regensburg gemeint, auf der anderen Seite die Blockade des türkischen
Beitrittsprozesses zur EU. Ebenfalls aus islamistischen Kreisen kommend, angeblich
den Grauen Wölfen nahe ist „Turkiye“, das das gleiche Foto wie „Aksam“ auf dem Titel
zeigt, Benedikt und der Ministerpräsident. Tenor: „Erdogan hat eine große Geste getan.“
Und „150 Fernsehsender haben dieses Treffen live übertragen.“ Sowas beeindruckt offenbar
auch Islamisten. Die ebenfalls als fundamentalistisch geltende Zeitung „Vakit“ analysiert
das Papstgewand und findet „von oben bis unten religiöse Symbole“ – so was gehe eigentlich
nicht in der laizistischen Türkei, meint „Vakit“ nicht ohne Ironie. Ihr Eindruck vom
Besuch: „Der Papst kommt nicht mit guten Absichten“; eine Karikatur zeigt einen hässlichen,
böse blickenden Benedikt, der über einen roten Teppich läuft. „Kaum angekommen,
unterstützt er schon die türkische Kandidatur“ zur EU, titelt „Yeni Safak“. Die Zeitung
schreibt vertiefend, Kardinal Ratzinger sei gegen die Türkei in der EU gewesen und
jetzt, als Papst, plötzlich dafür. Das wird von der Zeitung nicht kommentiert, auch
Zweifel werden nicht geäußert. Überraschend eine andere Überschrift des gleichen Blattes:
„Seine erste Geste war es, das Kreuz zu verstecken.“ Da hat ein Journalist wohl die
ganz normale Geste, mit der der Papst manchmal die Hand aufs Brustkreuz legt, fatal
missdeutet – auch jemand bei der „Hurriyet“, übrigens. Die letztgenannte Zeitung hält
es außerdem für wichtig, dass auf den Papstgeschenken an Politiker und Bardakoglu
kein Kreuz zu sehen gewesen sei. Interessant auch, was „Milli Gazete“ auf Seite
eins schreibt. Der Papst habe von 95 Prozent Moslems in der Türkei gesprochen, Erdogan
habe ihn sofort korrigiert: Nein, es seien 99 Prozent. Benedikt sei ein „schlimmerer
Fundamentalist als Bush und Blair“; Zitat: „Er macht uns das Leben zur Hölle.“ Das
ultra-nationalistische Blatt teilt auch kräftig gegen das Ökumenische Patriarchat
aus; es habe rote Linien überschritten und wolle offenbar ganz Asien christianisieren. Die
Zeitung „Radikal“ zeigt eine nicht sehr nette Karikatur des Papstes und bemerkt dazu,
zunächst habe die große Politik in Ankara den Papst eingeladen, damit sie im Mittelpunkt
stehe und nicht das Ökumenische Patriarchat. Jetzt aber seien die großen Einlader
getürmt. Eine Zeitung meint, Benedikt habe mit seinem vorsichtigen Ja zur EU-Türkei
sein Image aufbessern wollen. Die links-oppositionelle „Cumhuriyet“ glaubt das auch.
Sie stellt außerdem dar, wie die Türkei sich aus der Sicht Italiens darbiete: Lauter
bärtige Männer, finster blickend, verschleierte Frauen – also ungefähr so was wie
Afghanistan. (rv 29.11.06 sk/bp)
Religionsminister warnt vor Überheblichkeit Es
ist gut geganen: Das Treffen mit dem Präsidenten der türkischen Religionsbehörde,
einer der kritischsten Termine der Reise. Ali Bardakoglu bedauerte eine Islamophie,
die sich in jüngster Zeit breit mache. Indirekt wiederholte er seine Kritik an der
Vorlesung Benedikts XVI. in Regensburg: Die Behauptung, der Islam befürworte Gewalt,
halte wissenschaftlichen Untersuchungen nicht Stand und sei ungerechtfertigt. Doch
Vatikansprecher Federico Lombardi bezeichnete die Rede Bardakoglus als "positiv und
respektvoll und an keiner Stelle polemisch". Das Klima der Begegnung zwischen dem
Leiter der Religionsbehörde und dem Papst sei "gut und sehr gelassen" gewesen. Bardakoglus
Begrüßungsworte: "Herzlich Willkommen in unserem Land, das Jahrtausende lang Völker
verschiedener Zivilisationen und Kulturen aufgenommen hat, die, auch wenn sie hier
verschiedenen Kulten und Traditionen gefolgt sind, in Frieden und Eintracht nebeneinander
gelebt haben. Wir halten daran fest: Es ist die Verantwortung der Menschheit, Menschen,
die aufgrund von Kult und Kultur verschieden sind, in absoluter Freiheit und in gegenseitigem
Respekt leben zu lassen." Auch Bardakoglu bezeichnete Kleinasien als die Wiege
der drei monotheistischen Religionen. Der Glaube an den einen Gott sei „Quelle von
Frieden und Heiterkeit“. Der Islam akzeptiere die Wahrheiten der anderen Religionen.
In der säkularen Welt von heute hätten sie eine gemeinsame Aufgabe: "Die Vertreter
der verschiedenen Religionen müssten sich zu einem friedvollen Dialog zusammentun
und die Probleme der Menschheit lösen, gemeinsam nach einer Übereinstimmung suchen,
ohne notwendigerweise die anderen Lehren anzuerkennen oder über sie zu urteilen. Diese
Zusammenarbeit dürfte von niemandem dazu mißbraucht werden, Befürworter des Glaubens
zu finden oder die eigenen Vertreter zu begünstigen. Wenn sich die Religionsführer
verschiedener Kulte und Riten sich treffen, müssten sie Themen und Methoden für den
theologischen Diskurs finden, ohne dabei die Überlegenheit des eigenen Glaubens zu
demonstrieren." Und – die Geschichte legt es nahe – mit Blick auf die Regensburger
Rede des Papstes betonte der Präsident der türkischen Religionsbehörde: "Die
Grundlagen des Islam basieren in Theorie und Praxis auf dem Verstand. Im Islam sind
der Glaube an Gott und die Beziehung des Einzelnen zu Gott die Basis für Vernunft
und Bekenntnisfreiheit. Deshalb wollen wir eine Verbindung, die auf den gegenseitigen
Respekt und auf Toleranz aufbaut." (rv 29.11.06 bp)
Papst
predigt in Ephesus Gemeinsam mit 500 geladenen Gästen hat Papst Benedikt XVI.
die erste Messe seiner Türkeireise gefeiert. Vor dem Gottesdienst unter freiem Himmel
besuchte der Papst das Heiligtum des Hauses Mariens. In der Predigt erinnerte er an
die theologischen wie geschichtlichen Besonderheiten dieses Ortes. Wir dokumentieren
hier die Predigt in unserer eigenen Übersetzung:
Liebe Schwestern und Brüder,
In
dieser Eucharistiefeier wollen wir Gott Dank sagen für die göttliche Mutterschaft
Mariens, einem Geheimnis, das hier in Ephesus beim ökumenischen Konzil von 431 feierlich
bekannt und verkündet wurde. An diesem den Christen teuren Ort sind meine verehrten
Vorgänger gepilgert, die Diener Gottes Paul VI. und Johannes Paul II., der nach einem
guten Jahr als Papst dieses Heiligtum am 30. November 1979 besucht hat. Aber es gibt
einen anderen Vorgänger, der in diesem Land nicht als Papst, sondern als päpstlicher
Repräsentant da war von Januar 1935 bis Dezember 1944, und dessen Erinnerung noch
immer viel Bewunderung und Sympathie weckt: der selige Johannes XXIII:, Angelo Roncalli.
Er hegte eine hohe Achtung und Bewunderung für das türkische Volk. Hierzu möchte ich
eine Bemerkung zitieren, die sich in seinem „Tagebuch der Seele“ findet: „Ich liebe
die Türken, ich schätze die natürlichen Qualitäten dieses Volkes, das auch einen Platz
hat im Lauf der Zivilisation“ (n° 741). Er hat außerdem der Kirche als Geschenk
eine spirituelle Haltung christlichen Optimismus’ hinterlassen, der auf einen tiefen
Glauben gründet und einer ständigen Verbindung mit Gott. In diesem Geist wende ich
mich an dieses Volk und besonders auch an die „kleine Herde“ Christi, die inmitten
dieses Volkes lebt, um sie zu ermutigen und ihnen die Zuneigung der ganzen Kirche
zu zeigen. Herzlich grüße ich alle, die hier anwesend sind, die Gläubigen aus Izmir,
Mersin, Iskenderun und Antakia und die anderen, die aus der ganzen Welt gekommen sind;
und auch diejenigen, die nicht an dieser Feier teilnehmen können, aber die uns spirituell
verbunden sind. Ich grüße besonders Bischof Ruggero Franceschini, Erzbischof von Izmir,
Bischof Giuseppe Bernardini, emeritierter Erzbischof von Izmir, Luigi Padovese, die
Priester und die Ordensfrauen. Danke für Eure Gegenwart, für Euer Zeugnis und Euren
Dienst für die Kirche in diesem gesegneten Land wo am Beginn die christliche Gemeinde
eine große Entwicklung erlebt hat, wie es die zahlreichen Wallfahrten in die Türkei
zeigen.
Mutter Gottes – Mutter der Kirche
Wir haben
den Abschnitt des Johannes-Evangeliums gehört, das dazu einlädt, den Augenblick der
Heilsgeschichte zu betrachten, in dem Maria – mit ihrem Sohn verbunden im Opfer –
ihre Mutterschaft auf alle Menschen ausgedehnt hat und besonders auf die Jünger Jesu.
Besondere Zeuge dieses Ereignisses ist der Autor des vierten Evangeliums, derselbe
Johannes, der einzige der Zwölf, der auf Golgota bleibt zusammen mit der Mutter Jesu
und anderen Frauen. Die Mutterschaft Mariens, die begonnen hat mit dem „Fiat“ in
Nazareth, erfüllt sich unter dem Kreuz. Wenn es wahr ist – wie der Heilige Anselm
bemerkt – dass „von dem Augenblick des Fiats Mariens sie uns alle in ihrem Leib trug,
so begann die Berufung und mütterliche Mission der Jungfrau gegenüber denjenigen,
die an Christus glauben, in dem Moment, als Jesus zu ihr sprach. „Frau, siehe dein
Sohn!“ (Joh 19,26) Vom Kreuz herab sah der sterbende Christus die Mutter und neben
ihr seinen Lieblingsjünger und erkannte in ihnen die Erstlingsfrucht der neuen Familie.
Um sie zu gründen, war er in die Welt gekommen, den Keim der Kirche und der neuen
Menschheit. Deswegen wandte er sich an Maria und nannte sie „Frau“ und nicht „Mutter“;
ein Begriff, den er hingegen verwandte, als er sie dem Jünger anvertraute: „Siehe
deine Mutter!“ (Joh 19,27). Der Sohn Gottes erfüllte auf diese Weise seine Mission:
Geboren von der Jungfrau, um in allem unser menschliches Schicksal zu teilen außer
der Sünde, hinterließ er der Welt in dem Augenblick seiner Rückkehr zum Vater das
Sakrament der Einheit des Menschengeschlechts. (LG 1): die „in der Einheit des Vaters
und des Sohnes und des Heiligen Geistes zusammengeführte“ (Cyprian, De Orat. Dom.
23: PL 4,536) Familie, dessen innerster Kern eben genau dieses Band zwischen der Mutter
und dem Jünger ist. Auf diese Weise bleiben in unauflöslicher Weise verbunden die
göttliche Mutterschaft und die kirchliche Mutterschaft.
Mutter Gottes
und Mutter der Einheit
Die erste Lesung hat uns gezeigt, was man als
“Evangelium“ des Völkerapostels bezeichnen könnte: Alle, auch die Heiden, sind in
Christus berufen, an der Fülle des Geheimnisses der Erlösung teil zu haben. Außerdem
enthält dieser Text das Wort, das ich als Motto meiner Apostolischen Reise gewählt
habe: „Er, Christus, ist unser Friede“ (Eph 2,14) Vom Heiligen Geist inspiriert, unterstreicht
Paulus nicht nur, dass Jesus uns den Frieden gebracht hat, sondern dass er unser Friede
„ist“. Und er rechtfertigt diese Behauptung, indem er sich auf das Geheimnis des Kreuzes
bezieht: im Vergießen „seines Blutes“ – so sagt er – und im Opfern seines „Fleisches“,
hat er die Feindschaft „in sich selbst“ besiegt und hat „in sich selbst, aus den beiden
einen einzigen neuen Menschen“ geschaffen (Eph 2,14-16)- Der Apostel erklärt, in welchem
Sinne sich der messianische Friede – auf eine wirklich unerwartete Weise – in der
Person Christi selbst und seinem heilbringenden Geheimnis verwirklich hat. Er schreibt
dies – selber in Gefangenschaft – der christlichen Gemeinde, die hier in Ephesus lebte:
„den Heiligen in Ephesus, die an Christus Jesus glauben.“ (Eph 1,1), wie er am Anfang
seines Briefes formuliert. Ihnen wünscht der Apostel „Gnade und Friede von Gott, unserem
Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (Eph 1,2) „Gnade“ ist die Kraft, die den Menschen
und die Welt verwandelt; „Friede“ ist die reife Frucht dieser Verwandlung. Christus
ist die Gnade; Christus ist der Friede. Nun weiß sich Paulus gesandt um ein „Geheimnis“
zu verkünden, das heißt einen göttlichen Plan, der sich erst in der Fülle der Zeiten,
in Christus verwirklicht und offenbart hat: nämlich, „dass nämlich die Heiden Miterben
sind, zu demselben Leib gehören und an derselben Verheißung in Christus Jesus teilhaben
durch das Evangelium.“ (Eph 3,6) Dieses „Geheimnis“ verwirklicht sich heilsgeschichtlich
in der Kirche, jenem neuen Volk, in dem die alten Mauern der Trennung niedergerissen
sind und sich Juden und Heiden wiederfinden. Wie Christus ist die Kirche nicht nur
Instrument der Einheit, sondern auch wirksames Zeichen. Und die Jungfrau Maria, die
Mutter Christi und der Kirche, ist die Mutter jenes Geheimnisses der Einheit, das
Christus und die Kirche in untrennbarer Weise darstellen und das sie im Laufe der
Menschheitsgeschichte verwirklichen.
Erbitten wir Frieden für Jerusalem
und die ganze Welt
Der Völkerapostel bemerkt, dass Christus „aus den
beiden ein Volk“ (Eph 2,14) gemacht hat: Diese Feststellung bezieht sich im eigentlichen
Sinn auf die Beziehung zwischen Juden und Heiden in der Ordnung des ewigen Heils;
diese Feststellung kann in analoger Weise auch auf die Beziehungen zwischen den Völkern
und den in der Welt lebenden Zivilisationen angewandt werden. Christus ist „gekommen,
den Frieden anzukündigen“ (Eph 2,17) nicht nur zwischen Juden und Nicht-Juden, sondern
zwischen allen Völkern, weil sie alle von demselben Gott abstammen, dem einzigen Schöpfer
und Herrn des Universums. Bestärkt durch das Wort Gottes, erheben wir hier in Ephesus,
dieser Stadt, die durch die Gegenwart der allerheiligsten Maria – die wir auch von
den Moslems geliebt und verehrt wissen - gesegnet ist, zum Herrn ein besonderes Gebet
für den Frieden unter den Völkern. Von diesem Streifen der anatolischen Halbinsel,
einer natürlichen Brücke zwischen den Kontinenten, erbitten wir Frieden und Versöhnung
besonders für jene, die in dem Land wohnen, das wir „heilig“ nennen, und als solches
sowohl von den Christen, als auch von den Juden und den Moslems angesehen wird: Es
ist das Land Abrahams, Isaaks und Jakobs, das dazu bestimmt ist, ein Volk zu beherbergen,
das zum Segen für alle Völker werden sollte (Gen 12,1-3). Frieden der ganzen Menschheit!
Möge sich bald die Verheißung des Jesaja verwirklichen: „Dann schmieden sie Pflugscharen
aus ihren Schwertern / und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das
Schwert, Volk gegen Volk, / und übt nicht mehr für den Krieg.“ (Jes 2,4) Wir brauchen
alle diesen universalen Frieden; die Kirche ist dazu berufen, nicht nur prophetisch
diesen Frieden anzukündigen, sondern noch viel mehr „Zeichen und Instrument“ (für
diesen Frieden) zu sein. Gerade in dieser Perspektive einer universalen Befriedung
wird die Sehnsucht nach der vollen Einheit und Eintracht unter allen Christen tiefer
und intensiver. An der heutigen Feier nehmen Christen verschiedener Riten teil, das
ist ein Grund zur Freude und des Lobes an Gott. Diese Riten sind nämlich eine Ausdruck
der Vielfältigkeit, mit der die Braut Christi geschmückt ist, vorausgesetzt, dass
wir zusammen kommen in Einheit und im gemeinsamen Zeugnis. Beispielhaft muss die Einheit
unter den Mitgliedern der Bischofskonferenz sein, in der Gemeinschaft und im gemeinsamen
pastoralen Engagement.
(Übersetzung: P. Max Cappabianca)
Hier
unsere Übersetzung zum Magnificat:
Die heutige Liturgie hat uns als Kehrvers
zum Antwortpsalm das Loblied wiederholen lasen, dass die Jungfrau von Nazareth sang,
als sie der älteren Verwandten Elisabeth begegnete (Lk 1,39) Tröstlich sind in unseren
Herzen die Worte des Psalmisten widergeklungen: „Es begegnen einander Huld und Treue;
/ Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“ (Ps 85,11) Liebe Brüder und Schwestern, mit
diesem Besuch wollte ich der christlichen Gemeinde hier nicht nur meine Liebe und
spirituelle Nähe zeigen, sondern die der universalen Kirche. Die Christen sind hier
wirklich eine kleine Minderheit und erleben hier täglich nicht wenige Herausforderungen
und Schwierigkeiten. Mit festem Vertrauen singen wir gemeinsam mit Maria das „Magnificat“
des Lobes und des Dankes an Gott, der auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut hat
(Lk 1,47-48). Singen wir es auch mit Freude, wenn wir in Schwierigkeiten und in Gefahr
geraten, wie es das schöne Zeugnis des römischen Priesters Don Andrea Santoro zeigt,
an das ich auch in dieser Feier erinnern möchte. Maria lehrt uns, dass die Quelle
unserer Hoffnung und einziger fester Halt Christus ist, und sie wiederholt seine Worte:
„Fürchtet euch nicht“ (Mk 6,50); „Ich bin bei euch“ (Mt 28,20). Seinem mächtigen Arm
vertrauen wir uns an (Lk 1,51). Und du, Mutter der Kirche, begleite immer unseren
Weg! Heilige Maria Mutter Gottes, bitte für uns! Aziz Meryem Mesih’in Annesi bizim
için Dua et”. Amen. (rv 29.11.06 red)
Zweiter Tag: Ephesus
und Istanbul Benedikt XVI. ist heute Morgen von Ankara nach Izmir abgereist.
Eine Sondermaschine der Turkish Airlines brachte den Papst an die Westküste der
Türkei. Im 50 Kilometer entfernten Ephesus, am Heiligtum "Hauses Mariens" feiert er
die erste Messe der Reise. Der Wallfahrtsort - ein kleines schmuckloses Kirchlein
im byzantinischen Stil - wird auch von Moslems besucht. Hier soll Maria ihre letzten
Lebensjahre verbracht haben. Im Jahr 431 fand hier das Dritte Ökumenische Konzil statt,
das Maria den Namen "Gottesgebärerin" verlieh. Am Nachmittag fliegt der Papst zur
dritten Reisestation nach Istanbul weiter. Hier wird er mit dem Ökumenischen Patriarchen
Bartholomaios zusammentreffen. (rv 29.11.06 bp)