Papst an Diplomaten: "Religionen dürfen Gewalt nicht dulden"
Der erste Tag der Papstreise stand im Zeichen der Politik. In der Apostolischen Nuntiatur
von Ankara ist Papst Benedikt am späten Dienstag Nachmittag mit rund 90 Angehörigen
des in der Türkei akkreditierten Diplomatischen Corps zusammengetroffen. In seiner
auf französisch und englisch gehaltenen Ansprache erneuerte er seinen Appell zum Dialog
zwischen den Religionen und Kulturen, sparte aber auch die großen Kritikpunkte des
Heiligen Stuhles an der Politik der Türkei nicht aus – Stichwort Religionsfreiheit.
„Ich bin als Freund gekommen und als Apostel des Dialogs und des Friedens“, so
ein wach und gelassen wirkender Papst Benedikt zu den internationalen Diplomaten.
Immer schon habe die Türkei als Brücke zwischen Ost und West fungiert, als Kreuzungspunkt
für Kulturen und Religionen. Auch lobte der Papst ausdrücklich die türkische Verfassung,
die das Recht jedes Bürgers auf Religions- und Gewissensfreiheit festschreibe. Damit
allerdings legte Benedikt den Finger auf einen wunden Punkt. Denn: „Die zivilen Autoritäten
jedes demokratischen Landes stehen in der Pflicht, die tatsächl9iche Freiheit aller
Gläubigen zu garantieren.“ Eine aktive Anwesenheit von Religion und Gesellschaft sei
eine Quelle des Fortschritts für alle. Allerdings nur dann, fügte der Papst hinzu,
wenn die Glaubensführer es rundweg ablehnen, Gewalt als legitimen Ausdruck von Religion
zu dulden. Am Ende betonte der Papst seinen Willen, die Zusammenarbeit mit der orthodoxen
Kirche und mit der muslimischen Welt zu verstärken. (rv 28.11.06 gs)