Türkei: Für Papst schärfere Sicherheitsmaßnahmen als für Bush
Die Türkei wird für die bevorstehenden Reise von Papst Benedikt XVI. mehr Sicherheitsmaßnahmen
aufbieten als für den Besuch von US-Präsident George W. Bush. Das betonte der türkische
Außenminister Abdullah Gül in einem Interview der Tageszeitung «Corriere della Sera».
Zugleich wandte er sich gegen den Eindruck, er habe dem Papst ausweichen wollen. Im
Gegenteil habe er sich bemüht, am Donnerstag ein gemeinsames Abendessen für das katholische
Kirchenoberhaupt sowie den griechischen und den armenischen Patriarchen zu arrangieren.
Der Vatikan habe diesen Vorschlag der türkischen Botschaft jedoch nicht angenommen.
Gelassen äußerte sich Gül zu den Proteste in der Türkei gegen den Papst. «Minderheiten
von Extremisten oder Randgruppen von Intoleranten gibt es überall, auch in den weiter
fortgeschrittenen Demokratien», so der Außenminister. Gül äußerte den Eindruck,
dass die Türkei bereits mehr als 50 Prozent der für einen EU-Beitritt notwendigen
Kopenhagener Bedingungen vorgenommen habe. Er sei sich jedoch bewusst, dass das Ziel
noch «weit, sehr weit» sei; an ein Datum sei noch nicht zu denken. «Wir wollen die
Umwandlungen und die Reformen vollenden. Wenn wir fertig sind, liegt es an der EU
zu entscheiden, ob sie uns will oder nicht», sagte Gül dem «Corriere». (kna 261106
mc)