2006-11-23 14:08:21

Türkei: Proteste gegen Papstbesuch keine Überraschung


Der Heilige Stuhl bedauert die Protestaktion einiger islamischer Fundamentalisten gegen den Türkeibesuch Papst Benedikts gestern in Istanbul, will den Vorfall aber nicht überbewerten. Mehrere Dutzend radikaler Moslems hatten gestern die Hagia Sophia besetzt, die eine Etappe auf der Papstreise ist. Die Polizei setzte Knüppel und Reizgas ein, um die Protestaktion in der ehemaligen christlichen Kirche zu beenden. 39 Täter sind in Haft, davon 17 Minderjährige, berichtet die türkische CNN.


Der Zwischenfall dürfe nicht überbewertet werden, äußerte sich der vatikanische Pressesprecher Pater Federico Lombardi. Eine Aktion wie diese sei bedauerlich, aber„kein Grund zur Besorgnis“ und auch keine Überraschung. Man habe gewusst, so zitieren Presseagenturen den Sprecher, dass bestimmte Gruppen „wenig glücklich“ über den Papstbesuch in der Türkei seien. Das heiße nicht, dass die Türkei kein gastfreundliches Land sei. Der Heilige Stuhl vertraue auf die von den türkischen Autoritäten versicherte Gastfreundschaft, so Lombardi.
Die Hagia Sophia war bis zum 15. Jahrhundert die größte Kirche des christlichen Orients und wurde dann in eine Moschee umgewandelt. Heute befindet sich dort ein Museum. Die islamischen Rechtsextremisten kritisieren dieses Ziel des Papstes auf seiner Reise, da sie befürchten, Benedikt könne dort beten.


Indessen hat die nicht im türkischen Parlament vertretene Partei Saadet für Sonntag eine weitere große Protestveranstaltung in Istanbul angekündigt. Eigenen Angaben zufolge rechnet die Partei mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern. Der Vorsitzende, Osman Yumakogullari, erklärte, die Demonstration sei eine Folge der Regensburger Rede des Papstes.


Trotz der Vorfälle dieser Tage sieht die Kirche mit ungebrochener Zuversicht auf die Türkei. Das sagte Vatikan-Kardinal Ignace Moussa Daoud, der Präfekt der Ostkirchenkongregation, fünf Tage vor der Abreise Papst Benedikts nach Ankara.

"Die Türkei ist das Land der Patriarchats-Sitze und der großen Konzilien. Sie ist ein privilegierter Ort des christlichen Glaubens. Das Christentum hat dort im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Kulturen und Sensibilitäten in sich aufgenommen. Dies hat zu einer richtigen Blüte der Theologien und der Riten geführt, die noch heute eine Erscheinung des Pluralismus bieten.“

Von den 50.000 Christen der Türkei sind rund 30.000 Katholiken.


(asianews/misna/agi 23.11.06 ap/gs)








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