Die bevorstehende
Papstreise in die Türkei hat vor allem einen ökumenischen Charakter. Darauf hat jetzt
Vatikan-Kardinal Walter Kasper hingewiesen. Im Gespräch mit Radio Vatikan meinte der
Leiter des Päpstlichen Einheitsrates: "Wir wollen wieder herausstellen, daß man die
ökumenischen Fragen nicht untergehen lassen darf angesichts der interreligiösen Fragen.
Wir können ja die interreligiösen Fragen nur sinnvoll angehen, wenn die Kirchen zusammenstehen
und zusammen diskutieren und sich nicht auseinanderdividieren lassen. Es hängt also
beides zusammen. Wir erhoffen uns von diesem Besuch beim Ökumenischen Patriarchen
neuen Anstoß, neuen Schwung, neue Begeisterung für die Gespräche mit allen orthodoxen
Kirchen -das ist ja für Europa ganz wichtig, denn die meisten Länder auf dem Balkan,
die jetzt in die EU hineinkommen bzw. schon drin sind, sind ja orthodoxer Tradition;
diese Eingliederung von Ost- nach Westeuropa oder, besser gesagt, die Integration
beider ist nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern auch ein ökumenisches. Wir
müssen die Herzen dieser Menschen gewinnen, und die sind natürlich stark von der Orthodoxie
geprägt. So hat das Ganze auch eine politische Dimension." Im Gespräch mit uns
wollte Kardinal Kasper noch nicht zuviel von der Gemeinsamen Erklärung von Papst und
Patriarch verraten, die zwischen seinem Rat und Istanbul derzeit ausgehandelt wird
- nur soviel: "Spektakuläre Dinge erwarte ich eigentlich nicht, sondern es ist eine
Ermutigung, den jetzt (mit dem theologischen Dialog beider Kirchen, Anm. d. Red.)
neu eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Es kommt ja auch nicht nur auf die Erklärungen
an, sondern auch auf die Atmosphäre, auf das gute persönliche Einvernehmen zwischen
den leitenden Häuptern von Kirchen, und in dieser Hinsicht wird dieser Besuch sicher
etwas bringen..." (rv 20.11.06 sk)