Pakistan: Vergewaltigung fällt nicht mehr unter Scharia
Vergewaltigung soll künftig nicht mehr nach islamischen Recht, sondern nach dem weltlichen
Strafgesetz geahndet werden. Das Unterhaus des pakistanischen Parlaments stimmte gestern
einer diesbezüglichen Gesetzesänderung zu, die allerdings noch vom Oberhaus gebilligt
werden muss. Demnach können Gerichte ihre Urteile künftig auf Basis von Indizien und
Beweisen fällen. Die nach islamischem Recht erforderliche Aussage von vier männlichen
Zeugen soll entfallen. Pakistans Ministerpräsident Shaukat Aziz sprach vor dem Unterhaus
von einem „historischen Gesetz“, das den Frauen Rechte zugestehe und helfe, Exzesse
gegen sie zu verhindern. Das so genannte Gesetz zum Schutz der Frau war zwischen konservativen
Muslimen und fortschrittlicheren Kräften Pakistans heftig umstritten. Die Initiative
galt als Gradmesser für eine von Präsident Musharraf ausgerufene, gemäßigt aufgeklärte
Politik in dem überwiegend muslimischen Land. Islamistische Abgeordnete sprachen von
einer Ermunterung zu freiem Sex und boykottierten die Parlamentsabstimmung. (apa
16.11.06 gs)