Christen sind die weltweit am stärksten von Diskriminierung und Verfolgung betroffene
Religionsgemeinschaft. Unter den aus Glaubensgründen Verfolgten machen sie 80 Prozent
aus. Das erklärte jetzt die Sprecherin für Menschenrechte der Unionsfraktion im Bundestag,
Erika Steinbach. Nach ihren Angaben werden in mindestens 50 von etwa 200 Staaten der
Welt täglich Kirchen zerstört, Christen diskriminiert, bedrängt und verfolgt. Das
Ausmaß der Unterdrückung reiche von Benachteiligungen im privaten Umfeld und Behinderung
von Religionsfreiheit und -ausübung über Bedrängung und Schikanen bis hin zu strafrechtlicher
Verfolgung, die nicht selten im Todesurteil ende. Vielfach seien Staaten nicht in
der Lage oder nicht willens, ihrer Schutzpflicht gegenüber christlichen Staatsangehörigen
gerecht zu werden. In zahlreichen Ländern - darunter Indonesien und Iran - habe vor
allem die Radikalisierung des Islam zu einer Unterdrückung einheimischer Christen
geführt.
Der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit,
Thomas Schirrmacher, glaubt, dass 75 Prozent aller wegen ihrer Religion Verfolgten
in der Welt Christen sind. Bei den aus religiösen Gründen ermordeten Menschen seien
es sogar mehr als 80 Prozent, sagte der Bonner Theologe und Menschenrechtler der i"Welt
am Sonntag". Die Verfolger kommen nach Einschätzung Schirrmachers keineswegs nur aus
islamischen Gottesstaaten. Unterdrückt würden Christen auch im kommunistischen Machtbereich,
etwa in China, Nordkorea und Vietnam. Der Institutsdirektor zeigte sich beunruhigt
darüber, dass bisher religiös neutrale Staaten wie Indien, Malaysia oder Algerien
die Religionsfreiheit ihrer Minderheiten massiv einschränkten.
Als einen Grund
für für die weltweite Christenverfolgung sieht Schirrmacher den Pazifismus vieler
Gemeinden. In Indonesien beispielsweise, wo im Schnitt täglich eine Kirche niedergebrannt
werde, hätten sich viele Gemeinden entschieden, auf Gegengewalt zu verzichten. Damit
würden sie zur "leichten Beute für Islamisten". Nicht unerheblich für die Gewalt
sei auch das "phänomenale Wachstum des Christentums außerhalb Europas". Seit 1970
habe sich die Christenheit in Asien und Afrika verdreifacht.