Frankreich: Traditionalisten sollen ersten Schritt tun
Frankreichs Bischöfe fordern von den Traditionalisten einen ersten Schritt zur Beendigung
der Kirchenspaltung von 1988. Es sei "eine Geste der uneingeschränkten Zustimmung
zum authentischen Lehramt der Kirche" nötig, heißt es einer gestern von der Herbstvollversammlung
der Bischöfe verabschiedeten Botschaft an ihren Vorsitzenden, Kardinal Jean-Pierre
Ricard.
Es ist ungewöhnlich, dass sich die Bischöfe in einer gemeinsamen Botschaft
an den Vorsitzenden ihrer Konferenz wenden. Hintergrund sind Meldungen, wonach der
Papst an einem Erlass arbeite, die Feier von Gottesdiensten nach dem vorkonziliaren
Ritus von 1962 zu erleichtern. Laut derzeitiger Regelung darf dieser Ritus nur in
Ausnahmefällen zelebriert werden, nach Genehmigung durch den Ortsbischof. Kardinal
Ricard hatte am Wochenende bestätigt, dass Benedikt XVI. einen Erlass zur Abänderung
dieser Regelung vorbereite. Dieses Dokument solle jetzt von Kardinälen beraten werden,
bevor es unterzeichnet werde, so Ricard. Die französischen Bischöfe sprechen ihrem
Vorsitzenden ihr "brüderliches Vertrauen" aus, dass er Rom ihren Wunsch nach einer
Aussöhnung mit den Traditionalisten "in Wahrheit und Liebe" überbringe. Zugleich unterstreichen
sie ihre Treue zu Papst Benedikt XVI. Mit ihm gemeinsam erkennten sie die "Reichtümer
der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils" an, das eine Frucht der lebendigen Tradition
der Kirche gewesen sei. Die Bischöfe hätten den Wunsch nach Versöhnung mit Priestern
und Laien, die sich nach dem Konzil von der Kirche entfernt hätten. Kardinal Ricard
betonte allerdings, die Bischöfe seien sich einig, dass es bei der Versöhnung mit
den Traditionalisten nicht nur um liturgische Fragen gehe. Zur Debatte stünden etwa
auch die Religionsfreiheit, die Ökumene und der interreligiöse Dialog. Es dürfe keine
"Religion a la carte" geben. Um der Einheit der Kirche willen sei es nötig, dass die
Vielfalt in der Kirche reguliert werde, so der Episkopats-Vorsitzende. (kathpress
/ lacroix 101106 mc)