2006-11-07 15:22:07

Polen: Bischof berichtet über Kontakte


Der polnische Bischof Wiktor Skworc hat sich erstmals detailliert über seine Kontakte mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst, kurz SB, geäußert. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur wies er heute in Warschau den Vorwurf zurück, jahrelanger Spitzel und Mitarbeiter der Geheimpolizei gewesen zu sein. Er sei 1979 als Mitarbeiter der Kattowitzer Kurie vom Geheimdienst unter Druck gesetzt worden. Daraufhin sowie bei der Beantragung von Reisepässen sei es zwischen 1979 und 1980 zu sechs Gesprächen mit der polnischen Stasi gekommen. Dabei sei es allerdings "nur um allgemeine Dinge" gegangen. Skworc wörtlich: "Aus heutiger Sicht gebe ich zu, dass ich mich wenig radikal aus der mir seitens der SB gestellte Falle herausgezogen habe. Damals fehlte mir der Mut. Heute fühle ich mich verpflichtet, dafür um Entschuldigung zu bitten".
Der Bischof von Tarnow betonte, seine von einer Historikerkommission aufgearbeitete Akte habe gezeigt, dass er "keinerlei persönliche Angaben zu irgendeinem Geistlichen und keinerlei Informationen preisgegeben habe, die in irgendeiner Weise gegen den damaligen Bischof von Kattowitz oder dessen Umgebung hätten verwendet werden können". Zudem gebe es weder seine Unterschrift noch irgendwelche von ihm übergebenen Dokumente. Die Behörden hätten ihn ohne sein Wissen als Inoffiziellen Mitarbeiter registriert und ihm einen Decknamen gegeben.
In einem am Sonntag verlesenen Hirtenbrief hatte Skworc betont, dass sein Gewissen von "keiner Sünde gegen die Kirche oder einen Menschen belastet" sei. Er könne jedem offen in die Augen sehen. Skworc führte gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur aus, dass in seiner Akte weitere vier Gespräche mit dem Staatssicherheitsdienst aus den Jahren 1986 bis 1988 dokumentiert seien. Diese hätten "humanitären Charakter" gehabt.
Die Katholische Nachrichtenagentur hatte am Wochenende unter Berufung auf das polnische Radio gemeldet, Skworc sei eingestandenermaßen Spitzel des kommunistischen Staatssicherheitsdienstes gewesen. Die Falschmeldung der KNA war von mehreren Medien, darunter Radio Vatikan, aufgegriffen worden. Heute hat die Agentur ihren früheren Bericht richtiggestellt.
(rv/kna 07.11.06 sk)







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