Der Vatikan hat die
Todesstrafe für Saddam Hussein scharf kritisiert. Man könne ein Verbrechen nicht mit
einem anderen Verbrechen vergelten, betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für
Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Raffaele Martino. Es gehe nicht um die
Schuldfrage Husseins, sondern um die Frage der Notwendigkeit der Todesstrafe, sagte
Martino gegenüber Radio Vatikan: "Wir gehen vom Prinzip aus: Das Leben ist ein
Geschenk Gottes. Gott hat es uns gegeben und nur Gott allein kann es uns wieder nehmen.
Wir setzen uns immer für den Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen
Ende ein. Wie auch Johannes Paul II. in 'Evangelium Vitae' gesagt hat, hat in diesen
modernen Zeiten die Gesellschaft viele Möglichkeiten, Verbrecher still zu stellen,
es braucht also keine Todesstrafe. Saddam Hussein hätte jetzt an den Internationalen
Strafgerichtshof übergeben werden können, der die Todesstrafe nicht vorsieht. Dieses
Urteil könnte also auch die an sich schon tragische Situation im Irak noch verschlimmern." Es
sei "ein Irrtum" gewesen, den Prozess nicht vor einem internationalen Gericht durchzuführen,
so Martino. Mit Verweis auf die Nürnberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg sagte
Martino, die Frage nach Gerechtigkeit dürfe man nicht "in die Hände der Sieger" legen. (rv
06.11.06 bp)