Der Lateinische Patriarch
von Jerusalem, Michel Sabbah, wünscht sich mehr Unterstützung für die Christen im
Heiligen Land. Zwar sei der Vatikan bemüht, auf die schwierige Lage der christlichen
Minderheit in den palästinensischen Gebieten aufmerksam zu machen, sagte Sabbah in
einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aber die anderen Kirchenvertreter
des Westens könnten seiner Auffassung nach deutlicher und nachdrücklicher für die
Christen in der Heimat Jesu eintreten, auch bei den Politikern ihrer Heimatländer.
„Hier
sehe ich eine gewisse Inkonsequenz in der internationalen Politik: Alle sprechen von
den Minderheiten, von ihrem Schutz usw. Aber in ihrem politischen Handeln wirkt sich
das in keiner Weise aus. Wenn Menschen dafür umkommen, kümmert sie das nicht weiter,
zum Beispiel im Irak – als Folge des dortigen Chaos’. Die sagen dann, „Das macht nichts!“:
Wenn die Christen aus dem Heiligen Land weggehen wegen der dort herrschenden Instabilität,
heißt es „Das macht nichts!“ Das was zählt, sind die Interessen, das Öl und die Zusammenarbeit
mit den Mächtigen und dem Militär.“
Als Palästinenser litten die meisten
einheimischen Christen unter der erdrückenden Situation der israelischen Besatzung
und teilten damit das Los der muslimischen Mehrheit, sagte Sabbah. Nach Ansicht des
Patriarchen gibt es nicht zuletzt aufgrund dieses gemeinsamen Schicksals einen guten
Zusammenhalt zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften. Feindseligkeiten wie nach
der Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt XVI. kämen zwar auch vor, würden aber
von den meisten politischen und religiösen Führern in den palästinensischen Gebieten
verurteilt.
Ausdrücklich begrüßte Sabbah den für kommendes Frühjahr anberaumten
Besuch der Deutschen Bischöfe in Israel und im Heiligen Land. Er wertete die Reise
als Zeichen der Solidarität des deutschen Episkopats mit der Kirche im Land.
Zu
einem möglichen Besuch von Benedikt XVI. im Heiligen Land äußerte sich Sabbah angesichts
der politischen Lage zurückhaltend. Der Wunsch des Papstes, bald in das Heilige Land
pilgern zu können, werde von den Gläubigen geteilt. Allerdings habe Benedikt XVI.
selbst ausdrücklich gesagt, er werde erst kommen, wenn die Lage sich beruhigt habe.
Umso mehr hofften die Christen auf den Frieden. (kna / rv 291006 mc)