Gestern ist in Rom
ein zweitägiger internationaler Kongress der Päpstlichen Universität Gregoriana und
der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Ende gegangen. Thema: „Der Zweck von Politik und Wirtschaft.
Neue Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung“ Experten aus Europa, Afrika,
Asien, den USA und Lateinamerika haben versucht, Antworten zu finden auf drängende
Fragen der Globalisierung. Wir haben mit dem Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung,
Ministerpräsidenten a.D. Bernhard Vogel gesprochen. „Warum haben so viele Menschen
in Europa, insbesondere in Deutschland, aber auch in Italien, Frankreich und England
vor der Globalisierung Angst. Weil sie Konkurrenz fürchten: Und warum haben so viele
Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern Angst vor der Globalisierung? Weil
sie Nachteile fürchten.“ Das bewege die Menschen so Bernhard Vogel. Dennoch
ist er davon überzeugt, „dass im Grunde diese Globalisierung im Grunde und
letztendlich eine menschliche Entwicklung fördert. Nämlich um es ganz knapp zu sagen,
den jungen Menschen in Indien und Brasilien die Möglichkeit gibt, ihre Fähigkeiten
so zu entwickeln, wie das junge Menschen in Deutschland ganz selbstverständlich tun
und damit auch ihre Lebenschancen vergrößern können.“ Viele bleiben dennoch
skeptisch. Zu unterschiedlich seien die Lebensbedingungen, zu schwierig eine Verständigung: „In
allererster Linie kommt es darauf an, dass wir begreifen, dass ein Crash of civilisation,
ein feindliches Aufeinanderprallen der Kulturen nur verhindert werden kann, wenn wir
ernsthaft in eine Dialog der Kulturen eintreten. Und das ist da ganz offensichtlich
auch der Wille des gegenärtigen Papstes, von Benedikt XVI. und ist glaube ich, eine
Notwendigkeit aller über den Tag hinaus denkenden Menschen. Wir brauchen eine Begegnung
der Kulturen. Das ist sehr viel leichter gesagt als getan, zumal wir beispielsweise
bei der entscheidend wichtigen asiatischen Kultur uns nicht ganz leicht tun, die richtigen
Gesprächspartner zu finden.“ Eine Tagung einer politischen Stiftung an einer
päpstlichen Universität. Vermischt man da nicht in unnötiger Weise Politik und Religion? „Die
Kirche besitzt eine große Autorität. Sie wird über die Gläubigen hinaus – jedenfalls
in Europa – mit großer Aufmerksamkeit gehört. Und ich bin der Meinung, sie muss mit
dieser Autorität sorgsam umgehen. Sie darf sie nicht verschleißen, indem sie sich
zu Alltagsfragen der Politik, wie ich finde unnötigerweise äußert und damit ein Stück
ihrer Autorität zu Grundsatzfragen sich zu äußern verlieren könnte. Wer täglich etwas
sagt, auf den hört man nicht mehr mit der gleichen Nachdrücklichkeit, wie wer sich
nur zu wirklich wichtigen Anlässen meldet. Dass das Thema Globalisierung ein wichtiger
Anlass ist, dass es dazu eines Wortes der christlichen Kirchen weltweit bedarf, das
steht für mich außer Zweifel.“ (rv 291006 mc)