2006-10-26 13:34:22

Vatikan: Pius XII. und der "Kreuzzug der Nächstenliebe"


RealAudioMP3 Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, Oded Ben-Hur, hat den Vatikan aufgefordert, das Seligsprechungsverfahren für Papst Pius XII. ruhen zu lassen, bis die Akten seines Pontifikats vollständig zugänglich sind. Dies entspreche einer "Sensibilität für die jüdischen Brüder und Schwestern", sagte der Diplomat heute der KNA. Es gebe noch viele Überlebende des Holocaust, die ihre "eigene Wahrheit" über die Vorgänge während der NS-Zeit mit sich trügen. Deshalb müssten die Grundlagen für ein moralisches Urteil über das von 1938 bis 1958 amtierende Kirchenoberhaupt für alle einsehbar sein, so der Botschafter.
In Italien ist jetzt ein neues Buch erschienen: "Der Heilige Stuhl und die Judenfrage (1933-1945)". Autor ist Alessandro Duce, Jurist an der Universität Parma und Spezialist für internationale Beziehungen. Er betont vor allem das humanitäre Engagement des Heiligen Stuhls für die Juden.
"Die Kirche war damals nicht in der Situation, unbeteiligte Beobachterin zu sein und auch nicht Komplizin. Die Kirche war selbst in der Situation, verfolgt zu sein. Die Unterzeichnung des Konkordats hat daran nichts geändert. Die Hilfe, die die Kirche den Juden geben kann, ist die Hilfe eines Verfolgten, nicht die Hilfe, die einer geben kann, der unter normalen Bedingungen lebt oder gar die Hilfe eines Freundes der Berliner Regierung. Die Lehrmeinung der Kirche war klar und steht keinesfalls zur Diskussion: Atheistischer Totalitarismus und die Rassenlehre werden verurteilt. Die christlich-katholische Lehre ist der des Nationalsozialismus absolut entgegengesetzt. Und hinter all diesen Initiativen stand immer Pius XII."
Der Streit um Pius XII., die Vorwürfe, er habe zu wenig für die Juden und gegen den Nationalsozialismus getan, kommt nicht von ungefähr, so Duce.
"Das hängt damit zusammen, dass er von der Judenfrage und der Verfolgung der Juden explizit wenig gesprochen hat. Er sagt: 'Ich weiß, dass ich wenig gesagt habe. Ich habe es gemacht, um die Lage der Verfolgten nicht noch zu verschlechtern.' Der 'Kreuzzug der Nächstenliebe' der Caritas, ist dagegen enorm. Er und seine Mitarbeiter treiben ihn voran zugunsten aller, die vom Krieg betroffen sind, also auch zugunsten der Juden. Nicht zuletzt beherbergt er selbst einige im Vatikan."
(rv 26.10.06 bp)







All the contents on this site are copyrighted ©.