Die deutsche katholische
Kirche will angesichts rückläufiger Einnahmen und einer stärkeren Konkurrenz der Hilfsorganisationen
ihr weltweites Engagement neu ordnen. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der
Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, kündigte heute in Bonn ein auf zwei Jahre
angelegtes Projekt samt wissenschaftlicher Studie an. Worum geht es? "Welchen
Beitrag will und kann die Kirche in Deutschland künftig in der Weltkirche und für
sie erbringen? Was erhoffen wir von unseren Partnern? Wo wollen wir hin mit weltkirchlicher
Arbeit und weltkirchlichem Dialog. Zweitens wollen wir uns vergewissern, wie sich
die Kirche mit ihren Gemeinden, Werken und Diözesen und anderen Trägern weltkirchlichen
Engagements aufstellen muss, um diese Ziele zu erreichen. Welches Mandat und welche
Aufgaben haben die verschiedenen weltkirchlichen Einrichtungen?" Die Bildungsarbeit
der Hilfswerke und Diözesen wollen die Bischöfe besonders unter die Lupe nehmen, um
Interessierte zu erreichen, aber auch um Gemeinden nicht zu überfordern. Die großen
katholischen deutschen Hilfswerke haben im Jahr 2005 nach eigenen Angaben mehr als
eine halbe Milliarde Euro eingenommen. Damit stünden sie an der Spitze der Hilfsorganisationen
in Deutschland, so Gotthard Kleine vom Kindermissionswerk, und hätten eine Sonderstellung
in der Weltkirche: "Dieser Erfolg ist nicht nur ein Zeichen der besonderen Solidarität,
sondern auch eine Verpflichtung, diese gute Arbeit im Sinn unserer Partner in der
Welt und damit auch gegenüber der Weltkirche fortzuführen. Dies zu tun, heißt zunächst
einmal Potentiale suchen: in Möglichkeiten der stärkeren Zusammenarbeit zwischen den
Werken, also in Kooperationen, in der Nutzung von Synergien, die auch aus diesen Kooperationen
entstehen können und in der Möglichkeit, damit auch Kosten einzusparen, was sich ja
auch wiederum positiv für unsere Partner in der Welt auswirken würde." Zahlreiche
Veränderungen der deutschen Kirche machten eine Reform notwendig, betonte der Bamberger
Erzbischof. Trotz sinkender Kollekten- und Kirchensteuereinnahmen bleibe das weltkirchliche
Engagement weiter eine wichtige Aufgabe. Auch der Papst hatte ja bei seinem Besuch
in München den Einsatz der deutschen Kirche gelobt, gleichzeitig aber auf die Gratwanderung
zwischen Engagement und Aktionismus hingewiesen. Schick:
"Ich habe das
nicht als Kritik verstanden, und aus persönlicher Kenntnis weiß ich, dass das nicht
so war. Er hat etwas genannt, was auch etwas selbstverständliches ist – aber auch
an Selbstverständlichkeiten muss man sich immer wieder einmal erinnern, damit sie
nicht vergessen werden - , nämlich dass nach christlicher Auffassung Leib und Seele
zusammen gehören, dass wir da auch immer den Zusammenhang sehen müssen und auch bei
unseren Projekten und Werken das auch berücksichtigen müssen."