Die CDU-Führung hat sich mit Bischöfen beraten. Dabei ging es gestern Abend in Berlin
vor allem um das neue Grundsatzprogramm der Christdemokraten. Thema war aber auch
die Haltung zum Islam. Die Delegationen wurden von Kardinal Karl Lehmann und Bundeskanzlerin
Angela Merkel angeführt; Merkel ist auch CDU-Vorsitzende. In den letzten Jahren gibt
es immer wieder Treffen der deutschen Bischöfe mit Bundesparteien, zuletzt mit den
Grünen. (pm 18.10.06 sk)
Hier der Text des Statements der Deutschen Bischofskonferenz.
In
einem gemeinsamen Gespräch haben Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz unter
Leitung ihres Vorsitzenden, Karl Kardinal Lehmann, und des Präsidiums der CDU Deutschlands
unter Leitung der CDU-Bundesvorsitzenden, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Aspekte
des CDU-Grundsatzprogrammes und der Grundwertedebatte erörtert. Weitere Themen des
gut zweistündigen intensiven Gespräches am Dienstagabend im Konrad-Adenauer-Haus in
Berlin waren der interreligiöse Dialog sowie Fragen des Lebensschutzes und der EU-Ratspräsidentschaft. Beide
Seiten stimmten darin überein, dass eine Grundwertedebatte in Gesellschaft, Politik
und Kirche geführt werden müsse, um die Verständigung über gemeinsame Werte und Grundhaltungen
als Grundlage für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu fördern. Mit Blick auf die
CDU-Grundsatzprogrammdebatte bekannten sich die Mitglieder des CDU-Präsidiums ausdrücklich
zum christlichen Menschenbild als Basis ihrer Politik und zu den Grundwerten Freiheit,
Solidarität und Gerechtigkeit in ihrer gegenseitigen Bedingtheit. Die Teilnehmer waren
sich einig, dass die zentralen Prinzipien der christlichen Soziallehre wie Solidarität,
Subsidiarität und Personalität Grundlage der Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft
in einer globalisierten Welt sein sollen. Die Bischöfe betonten, dass es wichtig sei,
dass die CDU die Bedeutung des Zusammenhangs von Ehe und Familie für eine zukunftsfähige
Gesellschaft deutlich mache. CDU und Deutsche Bischofskonferenz teilten außerdem
die Ansicht, dass der Dialog mit dem Islam eine nationale wie internationale Aufgabe
ist. Dabei sei aber klar: Nur wer einen klaren Standpunkt habe, könne einen Gewinn
bringenden interkulturellen Dialog führen. Die freiheitliche parlamentarische Grundordnung
basiere auf dem christlichen Bild vom Menschen, wonach alle Menschen eine unveräußerliche,
von Gott gegebene Würde und gleiche Rechte haben. Unsere Grundwerte können in einem
Dialog der Kulturen nicht zur Disposition gestellt werden. Von den islamischen Staaten
werde ein Beitrag zur Gewaltlosigkeit in Glaubensfragen und zur Religionsfreiheit
erwartet. Mit Sorge betrachteten beide Seiten insbesondere die Einschränkungen, denen
Christen z. B. in der Türkei ausgesetzt sind. Beide Seiten waren sich einig: „Wir
werden diese intensiven und offenen Gespräche regelmäßig fortsetzen.“ Hinweis: Von
Seiten der Deutschen Bischofskonferenz haben folgende Mitglieder an dem Gespräch teilgenommen:
Karl Kardinal Lehmann (Mainz/Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz), Georg
Kardinal Sterzinsky (Berlin), Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Bischof
Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), Weihbischof DDr. Anton Losinger (Augsburg),
Weihbischof Dr. Heiner Koch (Köln). Zu den Teilnehmern gehörten außerdem P. Dr. Hans
Langendörfer SJ, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, und Prälat Dr. Karl Jüsten,
Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe. Von Seiten des CDU-Präsidiums
haben folgende Mitglieder an dem Gespräch teilgenommen: die CDU-Parteivorsitzende
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla, Dr. Christoph
Böhr, Dr. Annette Schavan, Christian Wulff, Dieter Althaus, Volker Kauder, Roland
Koch, Dr. Norbert Lammert, Karl-Josef Laumann, Dr. Ursula von der Leyen, Peter Müller,
Günther Oettinger, Dr. Wolfgang Schäuble, CDU-Bundesgeschäftsführer Dr. Johannes v.
Thadden, 1. Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dr. Norbert
Röttgen. Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von den Pressestellen der CDU-Bundesgeschäftsstelle
und der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht.