Israel: "Chemin neuf" eröffnet in Nazareth Geistliches Zentrum
Die katholische Kirche will in Nazareth ein geistliches Zentrum errichten. Das ökumenisch
ausgerichtete Marienzentrum solle in unmittelbarer Nachbarschaft zur Verkündigungsbasilika
von Nazareth entstehen, sagte der Ortsbischof, Giazinto Boulos Marcuzzo, am Wochenende
der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).
Die Pilger erführen bislang
an den heiligen Stätten nur wenig über deren spirituelle Bedeutung. Hier solle das
«Marianische Zentrum Nazareth» ansetzen, sagte Marcuzzo, der auch offizieller Beauftragter
der Bischöfe des Landes für das Projekt ist. Getragen wird das Zentrum von dem französischen
Verein «Marie de Nazareth» («Maria von Nazareth»). Mit der Genehmigung der Stadtverwaltung
für die notwendigen Bau- und Umbauarbeiten rechnen die Verantwortlichen in den kommenden
Wochen. Der Beginn der Bauarbeiten ist für den 25. März, das Fest «Verkündigung desHerrn»
geplant, die Inbetriebnahme für das Jahr 2009.
Durch einen katechetischen Multimedia-Parcours
über mehrere Stockwerke soll den Besuchern des neuen Zentrums die Botschaft von Nazareth
nahe gebracht werden. In acht verschiedenen Räumen sollen sie durch Filmelemente,
Bilder, Musik und Begleittexte in 12 Sprachen in die Lebensbedingungen zur Zeit Jesu,
in die Rolle Marias in der Heilsgeschichte oder in ihre Bedeutung für andere Religionen
eingeführt werden. Über Videokameras soll eine live-Verbindung zu großen Marienwallfahrtsorten
wie Lourdes, Fatima oder Tschenstochau hergestellt werden. Außerdem angedacht sind
zwei Auditorien, ein Exerzitienhaus sowie ein Filmstudio.
Die Leitung des Projektes
ist der internationalen katholischen Gemeinschaft «Chemin Neuf» («Neuer Weg») übertragen
worden, die in der Bemühung um die Einheit der Christen ihren Hauptauftrag sieht.
Fünf katholische, fünf orthodoxe und zwei protestantische lokale Kirchenführer sowie
die Kustodie der Franziskaner im Heiligen Land haben dem Vorhaben offiziell ihre Unterstützung
zugesagt. Diese breite Zustimmung ist laut Bischof Marcuzzo ein bislang einzigartiger
ökumenischer Erfolg. Die inhaltliche Ausgestaltung des Parcours werde eng mit den
verschiedenen Kirchen abgestimmt. Der marianische Akzent des geplanten Zentrums ist
nach Ansicht Marcuzzos zudem die beste Garantie für eine Akzeptanz auch bei Juden
und Muslimen, die ihren jeweils eigenen Zugang zu Maria als Jüdin und Propheten-Mutter
hätten.
Finanziert wird das insgesamt auf rund 7 Millionen Dollar (5,35 Millionen
Euro) veranschlagte Vorhaben ausschließlich über Spenden. Der Trägerverein hat bereits
das Geld für den Kauf der benötigten Gebäude gesammelt. Ausgangspunkt ist die ehemalige
Schule der Josefs-Schwestern, die dem Projekt ihre Gebäude gegenüber der Verkündigungskirche
überlassen haben. Mehrere angrenzende Häuser wurden dazu erworben. Die Zustimmung
der örtlichen Behörden für den Umbau gilt den Verantwortlichen als so gut wie sicher,
da die Stadtverwaltung sich von dem neuen Zentrum weitere Impulse für den Tourismus
erhofft. Über das Projekt am Heimatort Jesu hinaus denkt man beim Verein «Maria von
Nazareth» bereits über ähnliche Zentren in 12 weiteren Ländern nach, darunter auch
in Deutschland. (kna 151006 mc)