Er ist Präsident des
Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ehemaliger sächsischer Wissenschaftsminister
und Vater dreier Kinder. Geboren wurde er am 13. Oktober 1936. Herzlichen Glückwunsch
zum 70., Herr Meyer!
„Ich denke, jeder Mensch würde so etwas am Liebsten
allein im Kreis seiner Familie feiern. Aber das ist bei einem solchen Amt nicht drin.
Und das akzeptiere ich auch. Und freue mich dann natürlich auch darüber, dass viele
daran Anteil nehmen.“
Hans-Joachim Meyer ist in Rostock geboren, ein Studium
der Staats- und Rechtswissenschaften in Potsdam musste er 1958 aus politischen Gründen
abbrechen; ein Jahr später wurde er aber in Ost-Berlin zum Studium der Anglistik und
Geschichte zugelassen. Nach der Wende wurde er Vorsitzender des „Gemeinsamen Aktionsausschusses
katholischer Christen in der DDR“ und ZdK-Mitglied. Lothar de Maiziere berief ihn
zum Wissenschafts- und Bildungsminister in die letzte DDR-Regierung, bis 2002 war
er danach Mitglied im Kabinette des Freistaats Sachsen. Seine politische Erfahrung
kommt ihm als oberster Vertreter des deutschen Laienkatholizismus zu Gute.
„Das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist ein politisches Gremium. Es ist kein parteipolitisches
Gremium, aber es ist ein Gremium, in dem katholische Christen zusammenkommen, um im
Dialog Positionen von Katholiken im heutigen gesellschaftlichen Leben zu definieren,
herauszuarbeiten und zu vertreten.“
Mehr Leitungsverantwortung für Laien
und eine gute Zusammenarbeit mit den Amtsträgern gehören zu den wichtigsten Anliegen
Meyers. Dabei beruft er sich auf das Kirchenbild des II. Vatikanums. In den siebziger
Jahren war er Mitglied der Dresdner Pastoralsynode, das Pendant zur Würzburger Synode,
um das Konzil für die deutschen Diözesen umzusetzen. Das hat geprägt.
„Zunächst
einmal ist das die Erfahrung von Freiheit in der Unfreiheit. Die Pastoralsynode war,
obwohl sie sich deutlich abgrenzen musste vom Feld der Öffentlichkeit, ein Freiheitsraum,
ein Ort der freimütigen Debatte, der offenen Aussprache, wie ich sie in der ganzen
Zeit der DDR nirgendwo erlebt habe. Ich habe diese Erfahrung der Pastoralsynode, auch
des Pastoralrats, nicht nur als eine Ermutigung für die damalige Zeit empfunden, sondern
im Rückblick auch als eine gute Vorbereitung für das, was dann 1989/90 möglich wurde.“
Seit
der deutschen Wiedervereinigung ist Meyer ZdK-Mitglied, ab 1992 war er Vizepräsident,
im April 1997 wurde er als Nachfolger von Rita Waschbüsch zum Präsidenten gewählt.
In den fast zehn Jahren hat er Höhen und viele Tiefen erlebt, den ersten ökumenischen
Kirchentag, Konzils- und Synodenjubiläum, Auseinandersetzungen zwischen Laien und
Amtskirche, Lob und Kritik. Hat er noch Ziele?
„Das ist eine schwierige
Frage. Ja und nein. Zu einem solchen Amt, in das man durch Wahlen kommt und das auch
regelmäßig durch Wahlen neu besetzt wird, da muss man ausscheiden wie jemand der sozusagen
unvorbereitet abgerufen wird. Das ZdK ist in einem ständigen Arbeitsprozess. Da will
ich, solange ich den Auftrag habe, das so gut wie möglich machen. Aber ich sage ganz
offen, ich bin mir dessen bewusst, es gibt dort eine klare Zäsur, und dann habe ich
zu dem beigetragen, was ich konnte; eben bis diesem Zeitpunkt und die Sache selbst
geht weiter. Es ist geradezu verhängnisvoll - ich sage das auch mit Blick auf manche
tragische Beobachtungen, die ich in der Politik bei anderen gemacht habe -, wenn jemand
sagt, ich muss das noch erledigen, das muss ich noch schaffen und dann gehe ich. Das
ist nachvollziehbar, dass das jemand sagt, aber es ist auch eine Gefahr des Missverständnisses
eines solchen zeitlich begrenzten Auftrags.“
Nachdenkliche Töne zum 70.
Geburtstag von ZdK-Präsident Hans-Joachim Meyer. In Berlin gab es einen Festakt, mit
dabei Vertreter aus Politik und Kirche.