Mit einem Appell des Hohen Flüchtlingskommissars der UNO Antonio Guterres an die internationale
Staatengemeinschaft, mehr für den Schutz von Flüchtlingen zu tun, ist in Genf vergangene
Woche die Sitzung des Exekutivkomitees des Hochkommissariats zu Ende gegangen. Das
Recht der Länder, die eigenen Grenzen zu kontrollieren, dürfe das Recht auf Asyl nicht
untergraben. Wir haben mit dem Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf
gesprochen, Erzbischof Silvano Tomasi. Er wies bei der Sitzung auf die Diskrepanz
hin zwischen über einer Billion Dollar Rüstungsausgaben und dem wenigen, was die UNO
tun kann: „Das Budget des Hohen Flüchtlingskommissariats ist nur ein Milliarden
Dollar groß. Wir müssen also sehen, wo die internationale Gemeinschaft ihre Prioritäten
sieht, und wir müssen dafür sorgen, dass wir wieder mehr mit den leidenden Menschen
solidarisch sind. Es ist wichtig, die Sicherheitsbedürfnisse zu befriedigen, aber
nicht auf eine so unausgewogene Weise.“ Auch müsse man das Problem differenziert
sehen: „Wir müssen die klare Unterscheidung festhalten: Die Flüchtlinge werden
aus bestimmten Gründen verfolgt oder diskriminiert. Sie müssen in besonderer Weise
geschützt werden. Wir dürfen die internationale Gemeinschaft aber nicht aus der Verantwortung
entlassen, für den nötigen Schutz auch von Auswanderern zu sorgen. Es gibt zu viele
Opfer, die bei dem Versuch sterben, von Somalia nach Jemen zu kommen, von Libyen nach
Lampedusa, von Senegal auf die Kanarischen Insel oder von Marokko nach Gibraltar.
Zu viele Tote! Es gibt praktisch jeden Tag Tote. Wenn die Menschen ihr eigenes Leben
aufs Spiel setzen, um zu überleben, dann ist das eine Art Alarmsignal, die die internationale
Gemeinschaft dazu bringen müsste sich zu fragen: „Warum geschieht das? Wie können
wir diese verzweifelte Situation ändern?“ (rv 091006 mc)