2006-10-08 15:56:14

Türkei: Christen sind weiterhin verfolgt


RealAudioMP3 Angela Merkel ist vergangene Woche zu einem zweitägigen Antrittsbesuch in die Türkei gefahren. Keine ganz einfache Reise, denn die EU-Beitrittsverhandlungen sind ins Stocken geraten: Immer noch gibt es Probleme mit Zypern oder den fehlenden Rechte religiöser Minderheiten.
Wir haben den katholischen Bischof von Anatolien, Bischof Luigi Padovese, telefonisch erreicht und ihn gefragt, was diese Reise der Kanzlerin für die Christen in der Türkei bedeutet:
Es ist ein Zeichen, dass Deutschland auch der Türkei helfen kann, eine größere Freiheit und Anerkennung der Minderheiten zu erreichen. Das große Problem ist: Wenn die Türkei nicht bereit ist, einen Schritt in diese Richtung zu machen, dann wird die Aufnahme der Türkei in Europa ein großes Problem!
Angela Merkel ist ja gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei, sondern für eine „privilegierte“ Angliederung, während die katholischen Bischöfe in der Türkei sich für eine solche Mitgliedschaft aussprechen. Wie sehen sie das?
Angela Merkel hat auch vor kurzer Zeit mit dem Papst gesprochen. Ich glaube, sie möchte deutlich machen, dass Europa eine pluralistische Gesellschaft ist, wo auch Muslime einen Platz finden können. Aber gleichzeitig sollen auch die anderen – ich meine damit die Christen - die gleichen Rechte in ihren eigenen Ländern erhalten, in diesem Fall auch in der Türkei.
Mit Blick auf den Papstbesuch im November: Was glauben sie, was ist Sinn dieser Pastoralreise?
Ich sehe in dieser Reise drei Zwecke. Erstens die katholische Gemeinden der Türkei zu beleben, zu orientieren und sie zu unterstützen. Sie wissen, wir haben in diesen letzten Monaten viele Probleme gehabt, angefangen vom Mord an Pfarrer Santoro. Und danach gab es noch Drohungen, Priester sind geschlagen worden, ich bin fast überfahren worden: Also eine schwierige Situation. Der Sinn dieses Besuchs ist, unsere katholischen Gemeinden zu unterstützen.
Und die Ökumene?
Der Papst hat schon am Anfang seines Pontifikats ein großes Interesse für die Ökumene gezeigt. Und gerade dese Reise soll auch die Beziehungen zur orthodoxen Kirche, zur armenischen und zur syrischen Kirche beleben.
Nach der Regensburgrede des Papstes ist ja die Erwartungshaltung da ja auch sehr groß. Wird der Papst etwas dazu sagen?
Ich glaube, der Papst wird auch deutlich etwas sagen über die Position der katholischen Kirche, was den Dialog mit Christen und Muslime betrifft.
Wenn der Papst in Europa spricht oder in Rom, wird ein Teil der türkischen Presse benutzen, um Polemikenzu verstärken. Aber ich glaube, in der Türkei wird das nicht möglich sein. Seine Rede wird auch vom Fernsehen übertragen, und so kann man direkt hören, was er wirklich meint. In diesem Sinne sehe ich, dass diese Türkeireise eine gute Gelegenheit ist, um die Haltung des Papstes und der katholischen Kirche klar zu machen.
(rv 081006 mc)







All the contents on this site are copyrighted ©.