2006-10-06 17:54:56

D: "Bibel in gerechter Sprache"


Die „Bibel in gerechter Sprache“ ist am 5. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt worden. Sie war bereits vor ihrer vollständigen Veröffentlichung heftig umstritten. Die Übersetzung berücksichtigt Einsichten der feministischen Theologie, der Befreiungstheologie, der historisch-kritischen Auslegung und des christlich-jüdischen Dialogs. Nach Angaben des Gütersloher Verlagshauses, in dem das Werk erscheint, werden die biblischen Frauen sichtbar gemacht und Diskriminierungen jedweder Art vermieden. Die „Bibel in gerechter Sprache“ schlägt für den Gottesnamen verschiedene Varianten vor, etwa „der „Ewige“, „die Ewige“, „der Heilige“, „die Heilige“ und „der Lebendige“. „Gott ist weiblicher, als man glaubt“, sagte der an der Übersetzung beteiligte Theologieprofessor Frank Crüsemann (Bielefeld). Auch der Anspruch auf soziale Gerechtigkeit soll stärker zum Ausdruck kommen. So wird die Bibelstelle Lukas 7,22 so übersetzt: „Blinde sehen, Gelähmte gehen umher, Leprakranke werden rein und taube Menschen können hören. Tote werden auferweckt, die Armen bringen die Freudenbotschaft.“ In bisherigen Übersetzungen heißt es: „... den Armen wird das Evangelium gepredigt.“ „Ich lege euch das heute so aus“Um Gerechtigkeit im Hinblick auf den christlich-jüdischen Dialog zu erzielen, werden etwa Jesu Worte in der Bergpredigt neu übersetzt. Statt „Ich aber sage euch“ heißt es nun „Ich lege euch das heute so aus“. Damit soll verdeutlicht werden, dass Jesus sich nicht mit Gegenthesen gegen die jüdische Tradition wende. Um der Geschlechtergerechtigkeit willen werden neben den männlichen Bezeichnungen auch Apostelinnen, Diakoninnen, Prophetinnen und Pharisäerinnen genannt. Die „Bibel in gerechter Sprache“ erscheint in einer Startauflage von 20.000 Exemplaren. Das durch Spenden finanzierte Projekt kostete rund 400.000 Euro. Maßgeblich beteiligt war die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die dafür fünf Jahre lang eine Pfarrstelle finanzierte. Insgesamt haben 42 Frauen und zehn Männer mitgewirkt, darunter auch Katholiken.Kirchenpräsident Steinacker: Für Predigtvorbereitung geeignetFür Kirchenpräsident Peter Steinacker (Darmstadt), der dem Beirat des Projekts angehört, ist die Bibelübersetzung äußerst hilfreich für die Gemeindearbeit, das persönliche Bibelstudium und für Predigtvorbereitungen. Für die Liturgie werde er aber weiter die Lutherbibel verwenden, da sie das kollektive Gedächtnis präge und durch nichts zu ersetzen sei. Zum Beirat des Übersetzungsprojekts gehören neben Steinacker unter anderen die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter und der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Reinhard Höppner (Magdeburg). Förderer sind auch der badische Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe), der pfälzische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron (Speyer), die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann und die evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main). „Dokument des sich aushöhlenden Protestantismus“ Andere Bischöfe und Theologen haben die „Bibel in gerechter Sprache“ kritisiert. So lehnt der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart), deren Einsatz in Gottesdiensten ab. Er forderte dazu auf, den biblischen Text unverändert wiederzugeben, auch wenn manche Passagen für heutige Ohren anstößig erschienen. Der Präsident der von Cansteinschen Bibelanstalt und Professor für Neues Testament, Andreas Lindemann (Bielefeld), bemängelte, dass Teile der Übersetzung den biblischen Text verfälschten. Der Tübinger Alttestamentler Bernd Janowski ist der Ansicht, dass sich die Neuübersetzung dem Zeitgeist ausliefere und ein „Dokument des sich aushöhlenden Protestantismus“ sei. Es sei beschämend, dass das Projekt von kirchenleitender Stelle gefördert wurde.
(diverse 061006 sk)







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