Acht Schiffe der deutschen
Marine sind gestern im Hafen von Limassol auf Zypern eingetroffen. Der Stützpunkt
liegt etwa 200 Kilometer vor der libanesischen Küste. In zwei Wochen übernimmt Deutschland
das Kommando des UNIFIL-Einsatzes im Mittelmeer. Dann sollten die Italiener abgelöst
werden, die übergangsweise mit den Franzosen die Kontrolle ausüben. Das Volk habe
die UNO-Friedenstruppen mit "großer Freude und großer Hoffnung" aufgenommen, sagt
Jesuitenpater Oliver Borg Olivier, Pastoraltheologe an der Universität St. Joseph
in Beirut: "Aber ich glaube, dass die Bevölkerung die Kriegslage einfach nicht
mehr ertragen kann. Sie sind so entmutigt. 'Alle zehn Jahre einen neuen Krieg, und
dann alles von vorne, alles wieder neu aufbauen, wir können nicht mehr.' Das Land
war gerade dabei, wieder auf die Beine zu kommen, und hatte große Hoffnung. Für diesen
Sommer waren eineinhalb Millionen Touristen erwartet worden. Man wartete auf das
Eintreffen von Investoren, die auf den Libanon setzten. Alles abgesagt." Pater
Olivier, gebürtiger Malteser, war sieben Jahre im Libanon und wollte sich durch nichts
vertreiben lassen. Nach dem Kriegsausbruch im Juli hat er das Land verlassen, kann
nach eigenen Worten aber die Rückkehr kaum abwarten. "Das Wichtigste ist, der
Bevölkerung neue Hoffnung zu geben. 250.000 Libanesen haben das Land mit der Hoffnung
verlassen, zurückzukehren. Doch derzeit fehlt dazu der Wille, sie haben Angst. Die
Christen waren hier einmal in der Mehrheit, jetzt sind es 30 oder 33 Prozent der Bevölkerung.
Leider wandern immer mehr ab, weil sie keine Zukunft für ihre Kinder sehen. Ich kann
sie verstehen, aber es ist auch sehr schade. Der Libanon war immer ein Land des Dialogs,
eine Botschaft für die Welt. Wenn die Christen das aus dem Blick verlieren, ist auch
diese Botschaft verloren." Hoffnungsbringer sind für den Pastoraltheologen
die Caritas und andere Hilfsorganisationen, die sich um Flüchtlinge und Schulbildung
bemühen. So gibt es wenigstens im Alltagsleben Dialog, sagt Olivier. (rv 05.10.06
bp)