Nun wird es doch noch
spannend bei den Präsidentenwahlen in Brasilien. Zwar hat Amtsinhaber Ignacio "Lula"
da Silva vorerst gewonnen, doch im Grunde ist es eine Niederlage. Noch vor zwei Wochen
lag er nach den Umfragen scheinbar uneinholbar vorne, am Wahltag sah er seinen Vorsprung
hingegen auf etwa sieben Prozent zusammenschrumpfen. Der Kandidat aus dem so genannten
bürgerlichen Lager Alckmin wird am 29. Oktober mit Lula einen zweiten Wahlgang absolvieren.
Dessen Ausgang ist ungewiss. Das glaubt auch der Generalsekretär der Brasilianischen
Bischofskonferenz, Bischof Odilo Scherer, und ist darüber gar nicht unzufrieden: "Unserer
Ansicht nach ist es sehr positiv, dass es zu einem zweiten Wahlgang gekommen ist.
So ist den nächsten Wochen eine große nationale Debatte zwischen den Kandidaten und
ihren Themen möglich, damit die Wähler besser informiert und mit mehr Wissen über
die Sache und die Kandidaten wählen können." Die Brasilianer sind reifer geworden,
sagt Bischof Scherer: "Ich würde sagen, dass die Wähler in diesem Wahlgang ihre
Stimme weniger leidenschaftlich, sondern bewusster abgegeben haben. Die Bischofskonferenz
hat schon im April dazu aufgerufen, sich bewusst zu entscheiden, und an die Verantwortung
der Wähler appelliert, die sie bei der Wahl der Kandidaten, aber auch der Programme
für die Zukunft des Landes haben. Aber auch viele gesellschaftliche Bewegungen haben
hier gute Arbeit geleistet, und wir sind zufrieden, dass von all dem etwas bleibt."