Gerade die Gläubigen sind der Haltung der Kirchen zum Asyl- und Ausländerrecht beim
jüngsten Referendum offensichtlich nicht gefolgt. Die Nein-Stimmen zur Abstimmung
vom 24. September waren tendenziell dort am höchsten, wo es am meisten Konfessionslose
gebe. Zu diesem Schluss kommt der Zürcher Politgeograph Michael Hermann. Dieser untersuchte
im Auftrag der "SonntagsZeitung" dieAbstimmungsresultate. Katholische und reformierte
Gläubige hätten die Vorlagen gleichermassen unterstützt. Konfessionslose würden vor
allem in urbanen Regionen wohnen. Dort störe man sich an Ausländern weniger als auf
dem Lande.In konservativen Gegenden sehe man sich dagegen von den Auswirkungen der
Modernisierung bedroht und von den Ausländern konkurrenziert, so Hermann. Darum seien
dort die Vorlagen stark unterstützt worden - und dies im Widerspruch zu den Kirchen,
obwohl genau dieses Milieu noch starke Kirchenbindung aufweise. Die Kirchen hatten
die beiden Abstimmungsvorlagen aktiv bekämpft. (kipa 02.10.06 sk)