Die 14 Millionen Juden
weltweit begehen heute ihren wichtigsten Feiertag - Jom Kippur. Jom Kippur bedeutet
Versöhnungstag und beendet die Yamim Noraim, die sogenannten "ehrfürchtigen Tage",
die mit dem Rosch ha-Schanah, dem Neujahrsfest begangen. Der Vorsitzende der deutschen
Rabbinerkonferenz Henry Brandt erklärt, worum es beim Jom Kippur geht:
„Jom
Kippur ist kein Feiertag, er ist ein Fasttag , es ist sogar ein Tag der Erleichterung,
der Freude, denn man lebt in der Zuversicht, dass am Ende Gottes Vergebung in seiner
Barmherzigkeit uns offen steht. Jom Kippur bedeutet Versöhnungstag und ist Höhepunkt
und Ende einer Zeit von 10 Tagen, die hauptsächlich der persönlichen Introspektion
und kritischen Selbstanalyse gewidmet ist, das heißt der Mensch ist ausgerufen mit
sich selbst ins Gericht zu gehen und zu Gottes Wegen zurück zu kehren also zu einem
moralischen Lebenswandel.“ (00:00:34)
Der Staat Israel fürchtet in dieser
Zeit vermehrt Anschläge. Aufgrund der politischen Lage wurde die Palästinensergebiete
Westjordanland und der Gazastreifen abgeriegelt. Eine politische Versöhnung bringe
dieser Tag wohl kaum, auch wenn man dies hoffe, schätzt Brandt. Aber man müsse schon
sehr naiv sein, wenn man meine,
„dass ein Tag irgendwann im Jahr, der der
Idee der Versöhnung gewidmet ist, Änderungen im politischen Umfeld bewirkt, der Gedanke
müsste bei allen Menschen wirksam werden, das heißt bei allen Kontrahenten. Man könnte
sich schon vorstellen, dass irgendwie und irgendwann auf allen Seiten solch eines
Konfliktes etwas mehr Weisheit, Zurückhaltung und die Bereitschaft zur Versöhnung
oder zumindest zum Beginn der Versöhnung öffnen würde. Das wäre zu hoffen. Der Versöhnungstag
wird keine dramatische Wende bringen, aber er könnte in den Menschen, die den Tag
und die Zeit richtig verstehen, eher eine Stimmung erzeugen die darüber nachdenken
lassen, was man auch in der Politik in dieser Hinsicht tun könnte.“ (00:00:53)
Jom
Kippur begann gestern Abend mit dem Sonnenuntergang und endet heute mit dem Erscheinen
der Sterne.